Stahl
10/11/2011

12.200 Stahlarbeiter legten die Arbeit nieder

12.200 Beschäftigte habe sich heute, am zweiten Tag der Warnstreiks in der Stahlindustrie von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen und Hessen an den Arbeitniederlegungen beteiligt. An allen Standorten ruhte die Produktion 1,5 bis vier Stunden.

29 Fotos: aus Duisburg-Nord (4), Duisburg-Süd (3), Gelsenkirchen (1), Dillenburg/Herborn (3), Salzgitter (3), Bremen (2), Bochum Essenerstr./Bessemerstr. (4), Ennpetal (1), Hagen (3), Remscheid (2), Eichen/Siegen (3) - von Range, Prieskorn, Weise, Herzog, Tech, Lee, Vosseler, Röhrig und Schaumann

Auf der mit 3500 Teilnehmern größten Kundgebung des Tages vor Tor 1 von Thyssen-Krupp Steel Europe (TKSE) im Duisburger Norden sagte IG Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard: "Wir schaffen reale Werte, die Unternehmen erzielen reale Gewinne - und wir wollen unseren fairen Anteil. Nicht Kapriolen des Euro und der Börse, sondern realwirtschaftliche Fakten zählen. Bei 8 Prozent Produktivitätsfortschritt, bei 2,5 bis 3,0 Prozent Inflation und anhaltenden Wachstumsaussichten für 2012 sind unsere Forderungen berechtigt und finanzierbar. Die Zukunft schwarz malen und das Portemonnaie zuhalten, auf den simplen Tariftrick der Arbeitgeber fallen wir nicht herein. Wir machen nicht auf Krise, wenn keine Krise ist." 

Notfalls Gangart verschärfen

Burkhard forderte die Arbeitgeber zu zügigen Verhandlungen auf: "Ich kann sie nur warnen: Jetzt auf Zeit zu spielen und hoffen, damit billiger durch die Tür zu kommen - das wird schiefgehen! Wir werden unsere Gangart notfalls noch verschärfen."

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von TKSE, Willi Segerath, warnte die Arbeitgeber: "Wagt euch nicht, in der dritten Verhandlung am 21. November wieder ohne ein Tarifangebot über den Hof zu kommen." Zuvor hatten in einer symbolischen Aktion ältere Beschäftigte ihre Hitzeschutzmäntel jungen Kolleginnen und Kollegen übergeben. Sollte heißen: bessere Alterteilzeit und mehr Übernahme hat Vorteile für alle.
 
In Duisburg-Süd hatten sich Stunden zuvor - noch bei Dunkelheit - 1200 Warnstreikende vor Tor 9 von TKSE versammelt. Es gab Kaffee, Brötchen mit Fleisch und Semmel in Form einer Sieben. "Die Hütte steht", rief der Betriebsratsvorsitzende von HKM, Uli Kimpel. "Kein Gramm Stahl wird produziert." Er bedankte sich: "Mit eurer Unterstützung im Nacken lässt sich einfach besser verhandeln." Kimpel: "Holen wir uns, was uns zusteht! 

Helga Schwitzer: Geduld zu Ende
 
In Salzgitter sagte IG Metall-Vorstandsmitglied Helga Schwitzer: "Wer hat uns letztes Jahr den Tarifvertrag zur gerechten Bezahlung von Leiharbeitern zugetraut? Wer hätte 2009 gedacht, dass wir auch in der größten Wirtschaftskrise mit einem ordentlichen Tarifvertrag rauskommen? All das haben wir gemeinsam geschafft. Deshalb haben wir allen Grund, uns auch dieses Mal was zuzutrauen!" Schwitzer sagte, die IG Metall wolle eine Lösung des Tarifkonflikts am Verhandlungstisch. Die Geduld der Beschäftigten sei aber "irgendwann zu Ende", und wenn es sein müsse, "führen wir einen Konflikt".

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