Metall & Elektro
08/05/2012

Helga Schwitzer: "Arbeitgeber haben sich einbetoniert"

Erst zogen 2000 Ford-Beschäftigte diese Nacht mit Fackeln über das Werksgelände. Dann demonstrierten heute Morgen weitere 2000 vor dem Entwicklungszentrum. Auf der Kundgebung dort warf IG Metall-Vorstand Helga Schwitzer den Arbeitgebern vor, sie hätten sich "komplett einbetoniert".

Das Motto der kölschen Nachtschwärmer lautete: "Mer stonn zosamme". Auf Hochdeutsch heißt das "Wir stehen zusammen",  gemeint waren die Ford-Belegschaft und die Leiharbeiter bei dem Kölner Autobauer.

IG Metall-Vorstandsmitglied Helga Schwitzer (4. Foto) sagte, die Metallarbeitgeber hätten sich - bezogen auf die Forderung nach mehr Mitbestimmung in der Leiharbeit - "komplett einbetoniert". Ihre Mauern seien "so hoch, dass sie nicht mehr sehen, was um sie herum vorgeht". Die Menschen wollten nicht in einer Gesellschaft leben, in der Arbeit "zur Ramschware verkommt", sagte Schwitzer. Zudem missbrauchten die Arbeitgeber die Leiharbeit dazu, den Leistungsdruck in den Betrieben, Labors und Forschungsstätten zu erhöhen. "Nach dem Motto: 'Auch Dich können wir durch einen Leihbeschäftigten ersetzen. Also, streng Dich an.'"

Sie traf damit die angespannte Situation im Ford-Entwicklungszentrum. Dort sind mehrere hundert Leiharbeiter und Werkvertragsnehmer aus Ingenieur-Dienstleistungsunternehmen von Personalabbau bedroht. Auf deren Probleme ging ebenfalls der Betriebsratsvorsitzende Dieter Hinkelmann ein: "Wir brauchen feste Arbeitsverträge auch für Ingenieure und Techniker. Wir brauchen ihr Wissen, ihre Kreativität und ihre Motivation. Das geht nicht mit Leiharbeit."

An allen vier Warnstreiks bei Ford am Montag und Dienstag dieser Woche beteiligten sich 13.000 Beschäftigte.

Als die Ford-Beschäftigten an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrten, strömten in Burscheid 1500 Warnstreikende aus einem Dutzend Betrieben auf den Marktplatz. "Wir wollen ein Stück von dem Kuchen, den wir selbst gebacken haben", sagte die Betriebsratsvorsitzende der Automobilzulieferfirma Federal Mogul, Nicole Ilbertz.

Wolfgang Rasten, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Köln-Leverkusen, erklärte: "Wir sind nicht bescheiden, das wissen wir. Wir brauchen auch nicht bescheiden zu sein. 40 Milliarden Netto-Gewinn haben die Unternehmer der Metall- und Elektroindustrie letztes Jahr gemacht. Das sind pro Arbeitnehmer 13.500 Euro."

Tags Metall & Elektro