Textil & Bekleidung
07/11/2013

"Mensch, kommt in die Pötte!"

Die IG Metall bestreikte heute neun Betriebe der Textil- und Bekleidungsindustrie in NRW. 900 Beschäftigten in Düren, Bocholt, Emsdetten und Mönchengladbach legten für bis zu zwei Stunden die Arbeit nieder. Damit hat sich die Zahl der Warnstreikenden seit Wochenanfang auf 1800 erhöht.

Erstmals demonstrierten in Düren die Belegschaften von fünf Textilbetrieben gemeinsam: Rund 200 Früh- und Spätschichtler von Heimbach und Heimbach Filtration, von Anker Teppichboden, CMC und Voith Paper Fabrics versammelten sich vor der 202 Jahre alten Filztuchfabrik Heimbach.

"Ihr produziert täglich höchste Qualitäten; ihr seid bereit, Schichtarbeit zu leisten und mehr zu arbeiten, wenn es nötig ist", sagte IG Metall-Sekretär Volker Kohlisch. Jedoch zehre die körperlich belastende Tätigkeit und die Schichtarbeit an der Gesundheit; die Arbeit habe sich verdichtet, der Leistungsdruck sei gestiegen. Es sei "schlicht unvorstellbar", sagte Kohlisch, "dass alle bis 67 arbeiten können". Deshalb sei eine intelligente Tarifpolitik gefragt: alters- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen, flexible Übergänge in den Ruhestand und eine Übernahme der Ausgebildeten, um dem Facharbeitermangel zu begegnen und junge Menschen an die Branche zu binden.

"Dann legen wir noch eine Schüppe drauf"

In der dritten Tarifverhandlung am 11. November sei man "hoffentlich über dem Berg", sagte der IG Metall-Sekretär. "Wenn nicht, dann legen wir noch eine Schüppe drauf." Der Betriebsratsvorsitzende von Heimbach, Rolf Lance, appellierte an die Arbeitgeber: "Mensch, macht was. Kommt in die Pötte!"

Der Konzernbetriebsrat von Bugatti, der heute im niedersächsischen Hann. Münden tagte, kritisierte in einer Stellungnahme das Verhalten der Arbeitgeber: Eine Altersteilzeit nur auf freiwilliger Basis anzubieten, ohne Rechtsanspruch der Beschäftigten, das sei "völlig inakzeptabel", sagte die Konzernbetriebsratsvorsitzende Beate Ueckert.

Bei Borgers in Bocholt beteiligten sich mehrere hundert Beschäftigte an der Warnstreikkundgebung vor dem Werkstor. Gewerkschaftssekretärin Cornelia Leson-Griesbeck: "Es ist genug geredet worden, jetzt wollen wir Taten sehen - das Tarifpaket 'Demografie' muss her!" In Emsdetten demonstrierten die Belegschaften von C+A Wölte und der Schmitz-Werke. Die große Beteiligung an den Warnstreiks zeige "die Wut und den Ärger der Beschäftigten“, sagte die Rheiner IG Metall-Sekretärin Karin Hageböck.

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