Metall & Elektro
06/02/2015

Druck aus den Betrieben bringt Bewegung in die Tarifrunde

10.000 Metaller und Metallerinnen aus ganz NRW haben heute an der Protestkundgebung vor Beginn der dritten Tarifverhandlung in Mülheim an der Ruhr teilgenommen. Erwartet hatte die IG Metall ursprünglich nur 2500. In der Verhandlung zeigten die Arbeitgeber beim Thema Bildungsteilzeit erstmals Entgegenkommen.

MIT FLUGBLATT

Vor dem Parkplatz der Stadthalle Mülheim stellen sich die Demonstranten auf. Es ist eisig kalt, aber hin und wieder lässt sich die Sonne am blauen Himmel blicken. Die Polizei hat ihre liebe Not, ein Verkehrschaos zu verhindern. Ist aber guten Mutes: "Wir kriegen dat hin", sagt der Einsatzleiter.

Die Arbeitgeber hatten im Vorfeld darum gebeten, zum Verhandlungsort nicht Spalier laufen zu müssen. Das müssen sie auch nicht, sie kommen an den Demonstranten aber im wahrsten Sinne des Wortes nicht vorbei. Der Parkplatz steht voller Busse, der Weg in die Tiefgarage der Stadthalle ist versperrt - die Unterhändler des Arbeitgeberverbandes stellen ihre Karossen in den Seitenstraßen ab. Einer ihrer Fahrer sammelt sie quasi nach der Demonstration ein und kutschiert sie in die Tiefgarage.

Der Demo-Lindwurm zieht an der Stadthalle vorbei auf die Schlossbrücke, über die Ruhr und auf den Kundgebungsplatz an der Hafenpromenade. "Wir müssen zusammenrücken - wie im normalen Leben," ruft Chefordner Dirk Horstkamp von der örtlichen IG Metall von der Bühne aus über den Platz. Er bittet alle darum, vorzurücken, "wir brauchen jeden Meter". Hinten im Zelt dampfen Kaffee und Tee, werden Wraps verteilt, gerollte Fladenbrote mit Salat und Gemüse. Sänger und Gitarrist Heiko Fänger gibt Coversongs zu Besten. Er hat sie alle drauf, von A wie "Angels" von Robbie Williams bis Z wie "Zombie" von den Cranberries.

IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler ist von der Vielzahl der Teilnehmer aus über 30 Verwaltungsstelle ergriffen: "Ein Knaller, damit habe ich nicht gerechnet." Das hatte niemand. Die IG Metall ist von der Warnstreikwelle überrollt worden.

Im Kammermusiksaal der Stadthalle beginnt wenig später die dritte Tarifverhandlung für die 700.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie von NRW. Die Arbeitgeber zeigen sich von der Kundgebung beeindruckt. Und auch von den Warnstreiks mit 100.000 Teilnehmern seit Ende der Friedenspflicht am 29. Januar. Das sei "am Rande des Erträglichen" gewesen.

In die Verhandlung kommt erstmals Bewegung. Die Arbeitgeber sagen zu einer der drei Forderungen - der nach Bildungsteilzeit - nicht mehr kategorisch "nein". Sie können sich eine Lösung vorstellen, sind davon aber noch weit entfernt. Ob die Tarifpartner in NRW Vorreiter in Sachen Bildungsteilzeit werden, wird sich in gut zwei, drei Wochen - nach Karneval - zeigen. Dann soll weiterverhandelt werden.

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