Aktuelles Holz & Kunststoff
15/02/2016

650 Hölzer legen die Arbeit nieder

650 Beschäftigten der Holz- und Kunststoffverarbeitung Ostwestfalen-Lippe nahmen heute an der Warnstreikkundgebung vor Hülsta in Stadtlohn teil.

Es war die erste von zwei zentralen Kundgebungen im aktuellen Tarifkonflikt. Die IG Metall fordert dreierlei: fünf Prozent mehr Geld, einen Tarifvertrag zur Altersteilzeit und die Übernahme der Ausgebildeten. Der Arbeitgeberverband stehe jedoch „quer im Stall“, erklärte Manfred Robert von der IG Metall Bocholt vor den Beschäftigten der Hülsta-Werke aus Stadtlohn und Ottenstein, dem Schwering-Türenwerk aus Reken sowie von halco und Parador aus Coesfeld (bei Frenkert in Rheine blieben die Warnstreikenden vor Ort).
Eine Delegation der IG Metall-Vertrauensleute von Siemens Bocholt stand ebenfalls in eisiger Kälter vor der Hülsta-Zentrale. Und sogar der Geschäftsführer des Unternehmens, Oliver Bialowns – ein Novum in der Firmengeschichte. Auch er wurde von IG Metall-Verhandlungsführer Christian Iwanowski über Mikrofon begrüßt, seine Teilnahme mit Applaus quittiert.
Iwanowski berichtete aus den beiden Tarifverhandlungen am 15. Dezember und am 10. Februar. Das Arbeitgeberangebot nannte er „ein Almosen“: keine Tariferhöhung für Januar, Februar, März und April; ab Mai für 12 Monate 1,2 Prozent mehr Geld und ab Mai 2017 für weitere 12 Monate 1,4 Prozent.

Dabei gehe es der Branche „relativ gut“, die Küchenmöbelindustrie fahre sogar Umsatzrekorde ein. Gewiss, die Inflation sei derzeit niedrig, „aber nicht auf ewig“.
Die Übernahme der Ausgebildeten sei für die Arbeitgeber kein Tabuthema, sagte Iwanowski. Sie werde auch praktiziert, aber einen tarifvertraglichen Anspruch wolle man den Azubis nicht zugestehen. Es sei denn, die IG Metall akzeptiert den Verfall von Urlaubsansprüchen Langzeitkranker. Doch „diese Verknüpfung gehört sich nicht“, sagte Iwanowski.

Altersteilzeit heftig umstritten
Heftig umstritten ist die Forderung nach einer neuen Altersteilzeit. Die Arbeitgeber lehnen sie ab; Altersteilzeit sei nur ein Instrument zur Bekämpfung von Massenarbeitslosigkeit – und die gäbe es nicht. Sinnvoller sei es, einen Tarifvertrag zum demografischen Wandel, der Alterung der Belegschaft, abzuschließen. Iwanowski: „Darüber reden wir seit fünf Jahren. Dabei kommt aber nicht raus!“
Die IG Metall habe Verständnis „für die Rückstellungsproblematik“, sagte Iwanowski (jede Firma muss für alle Beschäftigten, die in Altersteilzeit gehen könnten, nachweisen, dass sie sie finanzieren kann). „Wir haben anderswo dafür Lösungen gefunden, und das wäre auch hier möglich.“

Kein Lohnabschlag für Flüchtlinge
Von Arbeitgeberseite ist gefordert worden, für Flüchtlinge einen Lohnabschlag zu vereinbaren. „Wer das will, verlässt die Grundlagen des Grundgesetzes“, kritisierte Iwanowski. „Unsere Tarifverträge unterscheiden nicht nach Hautfarbe und Herkunft, sondern nur nach Tätigkeiten!“
Die nächste Tarifverhandlung in der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie findet am 22. Februar in Baden-Württemberg statt. Am 24. Februar folgt Nordrhein-Westfalen. Die letzte Chance, sich am Verhandlungstisch zu einigen, bestehe am 25. Februar in Niedersachsen, sagte Christian Iwanowski.
Sollte am Ende des Tages ein akzeptables Tarifergebnis stehen, „dann haben wir das Euch zu verdanken“, sagte der Münsteraner IG Metall-Bevollmächtigte Jürgen Schmidt – „weil Ihr rausgekommen seid und Flagge gezeigt habt!“
Die zweite zentrale Warnstreikkundgebung findet morgen in Hiddenhausen statt.

Pressemitteilung

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