Metall & Elektro
09/02/2015

"Wir stellen uns auf weitere Warnstreiks ein"

IG Metall und Arbeitgeberverband Metall in NRW diskutieren Möglichkeiten eines neuen "Tarifvertrags Bildungsteilzeit". In der dritten Tarifverhandlung am Freitag, 6. Februar, hatten die Arbeitgeber ihren grundsätzlichen Widerstand dagegen aufgegeben. Ob es zu einer Einigung kommt, ist offen. Die IG Metall stellt sich auf weitere Warnstreiks ein. "Wir sind bestens vorbereitet", sagte IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler (Foto).

Frage: In die Verhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie in NRW ist am Freitag vergangener Woche ein Stück Bewegung gekommen. Die Arbeitgeber haben erstmals ihre absolute Verweigerungshaltung zur Bildungsteilzeit aufgegeben.

Knut Giesler: So ist es. Die 100.000 Warnstreikenden hier in NRW, die 450.000 bundesweit, das ist schon eine starke Botschaft, die nicht überhört werden kann, auch von ihnen nicht.

Frage: Hast Du erwartet, dass die Arbeitgeber ihr striktes Nein ad acta legen?

Knut Giesler: Das konnten sie so nicht durchhalten. Wir haben immer gesagt, dass es eine Lösung nur gibt, wenn sie aus dem guten Dreiklang von Geld, Altersteilzeit und Bildungsteilzeit besteht.

Frage: Wird jetzt in NRW direkt weiterverhandelt? Und wenn ja, woran wird jetzt genau gearbeitet?

Knut Giesler: Wir haben uns auf eine Arbeitsgruppe verständigt, um die vierte Verhandlung intensiv vorzubereiten. In diese Gespräche beziehen wir ein, dass wir bereits Tarifverträge zur Qualifizierung, zu Langzeitkonten und zur Finanzierung der Altersteilzeit haben. Verbunden mit den Ansprüchen aus dem Teilzeitgesetz könnte daraus ein neuer „Tarifvertrag Bildungsteilzeit“ werden. Vor einer Lösung steht die genaue Übersicht über alle strittigen Punkte und einvernehmlichen Ansätze eines künftigen Vertragstextes. Einer der großen Streitpunkte ist zum Beispiel das Anspruchsrecht. Noch beharren die Arbeitgeber darauf, Weiterbildung ausschließlich freiwillig zu gewähren. Auch mehr Mitbestimmung und Geld für Weiterbildung soll es nicht geben.

Frage: Das zeigt, es geht sehr strittig weiter?

Knut Giesler:Zweifellos. Aktuell haben die Bayern den Staffelstab. Dann folgt am Mittwoch Baden-Württemberg. Auch in den weiteren Tarifgebieten ist noch in dritter Runde zu verhandeln. Für NRW heißt das, direkt nach Karneval - am Aschermittwoch - werden wir in unserer Tarifkommission die Gesprächsstände bei uns und in den anderen Tarifgebieten beraten sowie über weitere Warnstreiks und Aktionen vor der vierte Verhandlung entscheiden.

Frage:Stellen Sie sich auf weitere Warnstreiks ein?

Knut Giesler:Auf jeden Fall, wir sind bestens darauf vorbereitet. Es ist noch nie ein gutes Tarifergebnis nach durchschlafener Nacht zustande gekommen. Gute Argumente allein zählen nicht. Ginge es danach, dürften sich die Arbeitgeber keinem unserer Ziele länger versperren. Nur was wir uns redlich erstreiten, bekommen wir auch.

Tags Metall & Elektro