Aktuelles Gemeinsam für ein gutes Leben
14/06/2017

Lasst euch nicht beklauen

  • IG Metall Bezirkskonferenz 10. Juni 2017 in Düsseldorf

Viele Arbeitsstunden werden zwar geleistet, aber nicht vergütet. Das sagte IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler auf der Bezirkskonferenz am 10. Juni in Düsseldorf.

Sein Appell an die rund 280 Teilnehmer aus den 39 Geschäftsstellen der IG Metall in Nordrhein-Westfalen: „Alle geleisteten Arbeitsstunden müssen erfasst werden. Wenn sie verfallen, macht das publik, skandalisiert es. Lasst Euch nicht länger beklauen!“

Laut Beschäftigtenbefragung der IG Metall, an der 680.000 Menschen teilgenommen haben, besteht ein Unterschied zwischen gewünschter und tatsächlicher Arbeitszeit, sagte Knut Giesler. Die Beschäftigten wollten mehr selbstbestimmte Arbeitszeit, einen Anspruch auf „verkürzte Vollzeit mit Rückkehrrecht“, mehr Zeitsouveränität. Dieser Befund sei „ein Arbeitsauftrag“.

Schichtarbeiter bräuchten dringend Entlastung, sagte Giesler: „Schichtarbeiter sehen älter aus als sie sind.“ Zudem sei ein Initiativrecht für Betriebsräte auf Personalausgleich bei Überschreitung der individuellen, tariflich vereinbarten Wochenarbeitszeit nötig.

Mit großer Mehrheit verabschiedete die Bezirkskonferenz nach einer leidenschaftlich geführten Debatte eine Resolution zum Thema Arbeitszeit. Danach ist die 35-Stunden-Woche „das Maß in der Metall- und Elektroindustrie“. Die Beschäftigten bräuchten „mehr Zeitsouveränität durch selbstbestimmte Arbeitszeiten“. Es solle „Gleitzeitmodelle für alle“ geben oder – wo das nicht möglich sei – eine freie Verfügung über Freischichtkonten. Es solle einen Entgeltausgleich bei belastender Schichtarbeit geben und bei einer Arbeitszeitreduzierung wegen Kindererziehung, Pflege von Angehörigen und Weiterbildung.

Viel Applaus kassierten die Frauen vom Bielefelder Frauenausschuss: Sie präsentierten „Arbeitszeit-Modelle“ auf einem – extra für sie erbauten – Laufsteg. Die Modenschau wurde von Ute Herkströter moderiert, der Geschäftsführerin der IG Metall Bielefeld.

Vor Beginn der Arbeitszeit-Debatte ergänzte Knut Giesler den 30-seitigen Geschäftsbericht 2016/2017. Er schilderte die gewaltigen Anstrengungen, die Mitgliederstärke der IG Metall in NRW zu halten. Seit September 2016 seien 29 Gewerkschaftssekretäre neu eingestellt worden, um systematisch Mitglieder zu gewinnen, und zwar mit Erfolg – rund 1000 Neuaufnahmen. Die IG Metall NRW habe zwar 530.000 Mitglieder, aber das seien 6900 weniger als im Vorjahr. „Wir gewinnen bis zu 21.000 neue Mitglieder jährlich, und es treten weniger als diese 21.000 aus. Aber es versterben jedes Jahr tausende Mitglieder, denn wir in NRW sind der älteste Bezirk der IG Metall.“

Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, nannte in seinem Grußwort die Beschäftigtenbefragung „einen Schatz, einen Datenschatz“, ein Pfund, mit dem man wuchern könne. Die Befragung repräsentiere zudem das gewerkschaftliche Politikmodell, „nah bei den Menschen“ zu sein. Und es mache „einen Riesenspaß, damit Politik zu machen“.

Anja Weber, die vom DGB-Landesbezirksvorstand NRW als Nachfolgerin für den scheidenden DGB-Vorsitzenden Andreas Meyer-Lauber nominiert wurde,  lobte die IG Metall. Sie habe den Gewerkschaften mit den Befragungsergebnissen „ein ganz großes Geschenk“ gemacht.

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