Pressemitteilung
19/06/2017

Mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten durch selbstbestimmte Arbeitszeiten

In einer Beschäftigtenbefragung der IG Metall haben 109 000 Menschen aus rund 1500 Betrieben in NRW der IG Metall ihre Meinung zu Thema „Arbeitszeit“ mitgeteilt. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass es insgesamt eine hohe Zufriedenheit mit der Arbeitszeit gebe, so Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall Nordrhein-Westfalen heute bei der Vorstellung der Ergebnisse auf der 21. ordentlichen Bezirkskonferenz in Düsseldorf.

72 Prozent der Beschäftigten seien mit ihren Arbeitszeiten zufrieden. Dort wo Tarifverträge gelten, seien Arbeitszeiten kürzer und die Zufriedenheit mit der Arbeitszeit sei größer. Dort wo Betriebsräte sich um die Arbeitszeit engagiert kümmern, steige die Zufriedenheit mit der Arbeitszeit von 52 Prozent auf 76 Prozent.

„Die Befragung zeigt aber auch, an welchen Stellen es Handlungsbedarf gibt. Die 35-Stunden-Woche ist die Wunscharbeitszeit der meisten Beschäftigten. Jeder 5. Beschäftigte wünscht sich sogar kürzere Arbeitszeiten. Die Realität sieht aber anders aus. 73 Prozent der Befragten  arbeiten im Schnitt länger als 35 Stunden. Wenn Wunsch und Wirklichkeit so weit auseinander liegen, ist das für uns ein Auftrag zum Handeln. Wir brauchen einen Rahmen, in dem die Menschen die Wirklichkeit näher an ihren Wunsch anpassen können – statt der heutigen Praxis der Ausdehnung der Arbeitszeit nach oben. Wir brauchen mehr selbstbestimmte Arbeitszeiten, mehr Zeitsouveränität, “ so der Gewerkschafter.

Giesler betonte, dass die Ergebnisse auch wieder zeigen, dass Beschäftigte grundsätzlich nichts gegen Flexibilität bei der Arbeitszeit haben. „Aber sie erwarten eine Gegenleistung vom Arbeitgeber, auf den sie Anspruch haben“, so der IG Metall Bezirksleiter. Für 97 Prozent sei diese Gegenleistung, die Möglichkeit kurzfristig Freizeit nehmen zu können. Für 90 Prozent sei die Vereinbarung von Beschäftigungssicherung wesentlich.

Zu den besonderen Herausforderungen zähle die Gestaltung von Schichtarbeit. Giesler: „Schichtarbeit ist körperlich belastend und sie ist auch für das soziale Leben eine Last. Darum wundert es nicht, dass Beschäftigte in Schichtarbeit deutlich unzufriedener mit ihren Arbeitszeit sind als der Durchschnitt“. Auch bei der Schichtarbeit zeige sich, dass die Selbstbestimmung von zentraler Bedeutung sei. So wollen 83 Prozent die freie Wahl haben bezüglich der Lage von Freischichten. 78 Prozent wollen selbstbestimmt Zeitguthaben auf- und abbauen können.

Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Befunde aus der Befragung und aus regionalen und betrieblichen Arbeitszeitkonferenzen, die in Nordrhein-Westfalen in den letzten 18 Monaten geführt wurden, hat die Bezirks- und Arbeitszeitkonferenz die IG Metall in einer Resolution dazu aufgefordert, nun mit höchster Priorität die Arbeitszeitinteressen der Beschäftigten zum Gegenstand der Tarifpolitik zu machen.

So heißt es in der Resolution:

 Aus Sicht Nordrhein-Westfalens sind folgende Eckpunkte zu berücksichtigen:

 Die 35-Stunde-Woche bleibt war, ist und bleibt das Maß in der M+E-Industrie.

  • Mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten durch selbstbestimmte Arbeitszeiten
  • Gleitzeitmodelle für alle. Dort wo prozesstechnisch nicht möglich, individuelle Verfügung über Freischichtkonten.
  • Initiativrecht auf Personalausgleich bei Überschreitung der individuellen, tariflich vereinbarten Wochenarbeitszeit.
  • Entgeltausgleich bei belastender Schichtarbeit und weiteren anlassbezogenen Arbeitszeitreduzierungen. Z. B. für bzw. bei

                    - Kinder unter 14

                    - Pflege

                    - Weiterbildung

Darüber hinaus unterstützen die Delegierten der 21. Bezirkskonferenz und die anwesenden Tarifkommissionmitglieder aller Branchen die Forderungen der IG Metall Jugend für Auszubildende und Dual Studierende nach bezahlten Freistellungstagen vor allen Teilen der Abschlussprüfung.“

Die IG Metall-Bezirk Nordrhein-Westfalen wird diese Position in die bundesweite Arbeitszeitkonferenz, die am 27. Juni in Mannheim stattfindet, einbringen. Im September wird die IG Metall-Tarifkommission für die nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie die Forderungsempfehlung für die kommende Tarifrunde beschließen.

 

Mike Schürg

IG Metall-Bezirksleitung NRW

Roßstr. 94, 40476 Düsseldorf

Telefon: (0211) 45484-162

Mobil:     0170 – 33 33 731

E-Mail:   Mike.Schuerg(at)igmetall(dot)de

Internet:  www.igmetall-nrw.de

 

 

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