01/03/2006

"Fairer Wettbewerb statt Zwang zur Arbeitsplatzverlagerung"

Trotz der gesteigerten inländischen Wertschöpfung und der Exporterfolge der deutschen Industrie – die Ankündigungen der Verlagerung von industriellen Arbeitsplätzen nach Osteuropa reißen nicht ab.

Betriebsräte aus der Automobilzuliefererindustrie klagen über zunehmenden Druck auf unternehmerische Standortentscheidungen.

Detlef Wetzel, IG Metall-Bezirksleiter in NRW: „Aus den Betrieben der Automobilzuliefererindustrie haben wir massive Hinweise, dass künftige Aufträge für Zuliefererteile an die Entscheidung zur Produktionsverlagerung nach Osteuropa gebunden werden, frei nach dem Motto ’koste es, was es wolle’."
So wird bereits einzelnen Zuliefererfirmen vorgegeben, 30 bis 40 Prozent der bisher in Deutschland gefertigten Teile künftig aus eigener Produktion in osteuropäischen Standorten zu liefern, wenn sie den nächsten Auftrag noch erhalten wollen. Nicht so sehr der Preis, sondern vor allem der Produktionsstandort wird verhandelt. Betriebsräte beklagen, dass damit faire Geschäftsbeziehungen und selbstständige unternehmerische Entscheidungen zunehmend unter Druck geraten. Gleichzeitig belegen Studien wissenschaftlicher Institute wie z.B. des Fraunhofer ISI in Karlsruhe, dass keineswegs jede Verlagerungsentscheidung nach Osteuropa die wirtschaftlich sinnvolle ist.
Detlef Wetzel: „Mit Verlagerungsentscheidungen werden nicht selten Unsummen in den Sand gesetzt. Beschäftigte an deutschen Standorten sollen dann dafür zahlen. Wir wollen die Mauer des Schweigens brechen, die über diesen Praktiken von Marktmacht lastet. Wir wissen, dass an deutschen Standorten wettbewerbsfähig zu produzieren ist. Das muss auch künftig noch möglich sein."

Die IG Metall wertet die Vorgaben zu Verlagerungsentscheidungen und Know-how-Export nach Osteuropa als den Versuch, trotz erheblicher Investitionsrisiken umfassende Produktionskapazitäten bei hohen Qualitätsstandards dauerhaft verfügbar zu machen.

Detlef Wetzel erklärt hierzu: „In dieser Tarifrunde auf die gerechte Teilhabe an gestiegenen Unternehmensgewinnen verzichten, um so erzwungene Verlagerungen und gar Investitionsruinen in Osteuropa zu finanzieren, das kann niemand ernsthaft von den Beschäftigten erwarten."
Die IG Metall sieht sich durch die aktuellen wirtschaftlichen Daten zur inländischen Wertschöpfung, Exporterfolgen, Auftragseingängen sowie dem Geschäftsklima in ihrer Forderung nach einer 5-prozentigen Steigerung der Einkommen umfassend bestätigt.

Detlef Wetzel: „Nur gesteigerte Einkommen werden die anziehende Binnennachfrage stabilisieren. Nur gesteigerte Qualifizierungs- und Innovationsanstrengungen der Betriebe können dafür sorgen, dass auch mittelfristig der Erfolgskurs auf Grün gestellt bleibt. Unsere Tarifforderung heißt damit nicht anderes als dreifache Beschäftigungssicherung."

Die zweite Tarifverhandlung für die 700.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in NRW beginnt am Freitag, dem 03.03.2006, um 14.00 Uhr im Maritim Hotel in Gelsenkirchen. Die IG Metall fordert Einkommenserhöhungen um fünf Prozent, die Erneuerung des Tarifvertrags über vermögenswirksame Leistungen und einen Qualifizierungs- und Innovationstarifvertrag.

Wolfgang Nettelstroth
Pressesprecher IG Metall-Bezirksleitung Nordrhein-Westfalen
Tel: (0211) 45 484-127
Mobil: 0170 - 222 99 41

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