08/02/2006

IG Metall NRW deckt Defizite auf

Eine Befragung von Beschäftigten in Betrieben der Metall- und Elektroindustrie in Nordrhein-Westfalen deckt erschreckende Defizite auf. Detlef Wetzel, IG Metall-Bezirksleiter in NRW: „Die Arbeitgeber gefährden durch gravierende Mängel in der Weiterbildung in hohem Maße Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen. Sie behindern damit den dringend erforderlichen Strukturwandel in unseren Branchen."

Die IG Metall NRW hat in einer ersten Stufe Beschäftigte in 39 Betrieben der Metall- und Elektroindustrie zu ihren Erwartungen und Erfahrungen in der Weiterbildung befragt. Einbezogen waren Betriebe unterschiedlicher Größe und verschiedener Teilbranchen. Rückmeldungen gab es von 5.432 Beschäftigten, was einer Beteiligung von ca. 40 Prozent entspricht.

Im Ergebnis zeigt die Befragung ein klares Interesse der Beschäftigten an Weiterbildungsangeboten der Betriebe, denen ein nur unzureichendes Angebot gegenüber steht. So erklären nur 20 Prozent der Befragten, dass die von ihrer Firma schon einmal aufgefordert worden sind, an einer Weiterbildung teilzunehmen, während 70 Prozent ihre Fähigkeiten und ihr Wissen ausbauen wollen. Weiterbildung ist angesichts dieser Nachfrage Mangelware in den Unternehmen.

90 von 100 Beschäftigten reicht das vorhandene Weiterbildungsangebot nicht aus. Nur 14 Prozent erklären, dass ihnen die Weiterbildungsangebote ausreichend bekannt sind. Weiterbildung bleibt damit für den größten Teil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein Buch mit sieben Siegeln. Entweder fehlen die Angebote oder die Informationen darüber.
86 von 100 Beschäftigten sehen sich auf Veränderungen in ihrem Betrieb nicht oder nicht gut genug vorbereitet. Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten geben an, nicht oder nur unzureichend für bezahlte Weiterbildung freigestellt zu werden. Damit gehen ihnen Chancen verloren, sich auf Veränderungen an ihrem Arbeitsplatz und in ihrem Unternehmen frühzeitig einzustellen.

Gefragt wurde auch nach den Wettbewerbsvorteilen gegenüber Mitbewerbern. 75 von 100 Beschäftigten bezweifeln, dass in ihrem Unternehmen genug dafür getan wird, um Aufträge nicht über den Preis zu verlieren; und 65 von 100 Befragten sehen ihre Produkte nicht hinreichend genug weiterentwickelt und modernisiert.
Detlef Wetzel: „Gerade die Betriebe mit schwach bewerteten Weiterbildungsleistungen schneiden auch schlecht bei der Beurteilung der Produktentwicklung und der Wettbewerbsvorteile ab. Gute Weiterbildung wird damit zum Schlüssel für künftig sichere Arbeitsplätze und gute Einkommen. Deshalb fordern wir in dieser Tarifrunde mehr Geld und den Abschluss einer vernünftigen Vereinbarung zu individuellen Ansprüchen auf Qualifizierung und Innovation."

Die IG Metall will beispielsweise sicherstellen, dass in allen Betrieben die Beschäftigten die Möglichkeit erhalten, ihren Bedarf an Qualifizierung zu ermitteln. Besonders bei Anlässen wie Betriebsänderungen oder großen Investitionen sollen individual- und kollektivrechtliche Ansprüche auf bezahlte Weiterbildung gesichert werden.

Die erste Tarifverhandlung für die 700.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in NRW beginnt am morgigen Donnerstag, 9. Februar 2006, um 14 Uhr in der Messe Düsseldorf. Gefordert wird die Erhöhung der Einkommen um fünf Prozent, die Erneuerung des Tarifvertrags über vermögenswirksame Leistungen und ein Qualifizierungs- und Innovationstarifvertrag.

Rückfragen: Wolfgang Nettelstroth, Pressesprecher, 0170.222 99 41

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