11/05/2006

Tarifkonflikt in der Textil- und Bekleidungsindustrie spitzt sich zu

In Herford hat heute ab 10 Uhr der Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite, Wolfgang Brinkmann, die Aussperrung von Beschäftigten verfügt.

Allen Beschäftigten, die sich an dem gestrigen Warnstreik beteiligten, wurde jeweils einzeln durch die Unternehmensleitung mitgeteilt, dass sie beispielsweise für 55 Minuten nicht mehr arbeiten dürften und diese Zeit auch nicht bezahlt bekommen würden.

Für alle ausgesperrten Beschäftigten organisiert die IG Metall über die gesamte Zeit der individuell verhängten Aussperrungen eine spontane Solidaritätsaktion. Die Beschäftigten sind in der unfreiwilligen Arbeitspause von der IG Metall-Verwaltungsstelle zum gemeinsamen Eis essen eingeladen.

Karlo Sattler, IG Metall-Bezirkssekretär in Nordrhein-Westfalen: „Unglaublich, wie hier ein heutiger Weltmarktführer in Sachen Mode in Unternehmerallüren aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts verfällt. Wer als moderner Staatsbürger seine verbrieften demokratischen Grundrechte wahrnimmt, soll in diesen Unternehmen ganz persönlich von seinem Arbeitgeber abgestraft werden. Wer so handelt, verschärft besonders als Verhandlungsführer in dieser Tarifrunde in unzumutbarer Weise das Klima und steuert ganz bewusst gegen jede Chance auf eine Einigung. Was sich hier ein Verhandlungsführer leistet, hat es in der bundesdeutschen Tarifgeschichte noch nicht gegeben.“

Gestern hatten über 1000 Beschäftigte aus zwölf Betrieben der Textil- und Bekleidungsindustrie an einer Demonstration und Kundgebung vor der Fa. Brinkmann, dem Unternehmen des Verhandlungsführers auf Arbeitgeberseite, teilgenommen.

Die IG Metall fordert in dieser Tarifrunde die Steigerung der Einkommen um 4,5 Prozent für zwölf Monate. Die Arbeitgeber wollen ihren Beschäftigten reale Einkommensverluste zumuten. Bisher haben sich die Arbeitgeber geweigert, ein verhandelbares Angebot zu machen. Öffentlich beziffern sie ihre Vorstellungen von einem Tarifabschluss aber mit einer Einmalzahlung von 210 Euro für sechs Monate und einer Lohnerhöhung von 2,3 Prozent für weitere 13 Monate. Faktisch würden damit nur 1,3 Prozent für 2006 und 1,1 Prozent für 2007 gezahlt, ein Angebot, das weit unter der Inflationsrate liegt. Zudem wollen sie alle Zahlungen ins Belieben der einzelnen Betriebe gestellt haben. Jahressonderzahlungen sollen betrieblich bis zu einem halben Monatseinkommen abgesenkt werden können. Zusätzlich wollen sie über unbezahlte Arbeitszeitverlängerungen verhandeln.

Heute, am 11.05.2006 wird in Darmstadt ab 14 Uhr in vierter Runde weiter verhandelt.

Karlo Sattler, IG Metall-Bezirksekretär in NRW: „Ohne Ergebnis werden die Warnstreiks in der kommenden Woche auf Betriebe in ganz Nordrhein-Westfalen ausgeweitet. Die Menschen sind hier keine Bittsteller. Sie haben die Erfolge der Betriebe möglich gemacht. Jetzt wollen sie auch an den Ergebnissen beteiligt sein.“
Warnstreiks wird es ab Montag, 15. Mai, in Betrieben in Bocholt, Essen sowie Werdohl geben. Am 16. Mai folgen Warnstreiks in Betrieben in Minden, Münster, Gelsenkirchen und Krefeld. Für den 17. Mai ist ein Schwerpunkt der nordrhein-westfälischen Warnstreiks unter Beteiligung der Beschäftigten aus zahlreichen Betrieben in Bielefeld, Bocholt, Düren, Gütersloh, Krefeld, Rheine und Wuppertal geplant.
Karlo Sattler: „Wirtschaftlich spricht alles für eine deutliche Einkommenssteigerung der Beschäftigten.“ So stiegen in der Textilindustrie die Umsätze pro Beschäftigten in den letzten beiden Jahren um 9,4 Prozent, in der Bekleidungsindustrie sogar um 14,1 Prozent.

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Wolfgang Nettelstroth
IG Metall-Bezirksleitung NRW
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