04/03/2008

Aussperrungskurs spaltet offensichtlich Arbeitgeberlager

In drei kleineren Betrieben in Gescher und Geldern bei Münster begannen heute die Warnstreiks in der Textil- und Bekleidungsindustrie in Nordrhein-Westfalen.

Insgesamt 230 Beschäftigte legten für jeweils eine Stunde die Arbeit nieder. Beteiligt waren die Beschäftigten von Verseidag Techfabrik (Geldern) sowie von Huesker Synthetic und Greve (Gescher).

Karlo Sattler, Tarifexperte der IG Metall in Nordrhein-Westfalen: „Auf dem Verhandlungsweg sind die Arbeitgeber bisher zu keinem fairen Kompromiss bereit gewesen. Jetzt haben die Beschäftigten das Wort. Mit ihren Warnstreiks werden sie für den nötigen Druck sorgen.“

Am morgigen Mittwoch, 5. März wird es Warnstreiks in voraussichtlich 35 Betrieben mit mehreren tausend Beschäftigten geben.
• In Wuppertal-Barmen werden ab 9 Uhr auf dem Rathausvorplatz die Beschäftigten aus den Textilbetrieben zusammen mit den Warnstreikenden aus dem öffentlichen Dienst für höhere Einkommen demonstrieren. IG Metall und Verdi rufen hier zur gemeinsamen Kundgebung auf.
• In Bocholt findet um 13:30 Uhr die Kundgebung vor der Firma Borgers statt. Beteiligt sind in Bocholt u.a. auch die Firmen Grenzlandfärberei Geuting und Gebr. Rensing sowie acht weitere Betriebe aus Bocholt und benachbarten Orten.
• In Rheine startet gegen 13 Uhr ein Autokorso mit Warnstreikenden verschiedener Betriebe, unter anderem von der Fa. Kettelhack. Zum Abschluss gibt es gegen 13:30 Uhr in der Birkenallee die Kundgebung. Insgesamt werden in Rheine und benachbarten Orten Beschäftigte aus 13 Betrieben an den Warnstreiks beteiligt sein.
• In Düren beginnt um 13:30 Uhr der Warnstreik bei Anker Teppichboden. Auch Beschäftigte aus drei weiteren Betrieben werden sich hier an den Warnstreiks beteiligen.
• In Espelkamp gibt es Warnstreiks bei den Firmen Johnson Controls und Pro Seat.
• Auch in Krefeld und Greven werden sich Beschäftigte an den Warnstreiks beteiligen.
Weitere Warnstreiks sind am Donnerstag, 6. März in Bochum, Krefeld und Rheine sowie an den darauf folgenden Tagen an weitern Orten in Nordrhein-Westfalen geplant.

Erstmals hat der Arbeitgeberverband der rechtsrheinischen Textilindustrie nun seinen Mitgliedern die Warnaussperrung als Reaktion auf die Warnstreiks ermöglicht, so wie zuvor bereits der Arbeitgeberverband der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie in Münster. Gleichzeitig erklärt jedoch der Gesamtverband Textil und Mode, dass er „zurück zu konstruktiven Verhandlungen" will und an einem schnellen Verhandlungstermin interessiert sei. An alle Textil- und Bekleidungsbetriebe schreibt der Verhandlungsführer Brinkmann: "Wir wollen keine Eskalation der Situation, sondern einen zeitnahen Abschluss."

Karlo Sattler: „Die Haltung der Arbeitgeber ist mehr als widersprüchlich. Mit ihren Aussperrungsentscheidungen fügt sich die Branche selber einen schweren Imageschaden zu. Wie zu Beginn der Industrialisierung wollen Hardliner in der Branche mit ihrer ‚Herr im Hause-Politik’ ihre Beschäftigten, die ja keineswegs zu den Höherverdienern gehören, an der Durchsetzung ihrer fairen Teilhabe hindern. Warum sollen in Zukunft dringend benötigte Fachkräfte und Auszubildende in diesen Betrieben arbeiten wollen? "

Bisher gibt es keinen neuen Verhandlungstermin. Die IG Metall fordert 5,5 Prozent höhere Einkommen für eine Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem sollen die Ausgebildeten eine Übernahmegarantie erhalten. Die Arbeitgeber hatten in der zweiten Verhandlung ein erstes Angebot gemacht. In der dritten Verhandlungsrunde hatten sie sich keinen Schritt weiter bewegt. Für die Laufzeit von 14 Monaten bieten sie damit ab dem 1. März nur 2,2 Prozent höhere Einkommen. Für weitere zehn Monate wollen sie nochmals 1,8 Prozent mehr zahlen. Nach Entscheidung jedes einzelnen Betriebes soll eine angebotene Einmalzahlung von 0,5 Prozent gekürzt oder gestrichen werden können. Die Verpflichtung zur Übernahme der Ausgebildeten lehnen sie völlig ab. Dieses Angebot unterhalb der Preissteigerungsrate hatte die IG Metall abgelehnt.

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Wolfgang Nettelstroth, Pressesprecher
IG Metall-Bezirksleitung NRW
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