Wirtschaftskrise
30/09/2009

IG Metall NRW schnürt Job-Paket

Die IG Metall NRW will in der Tarifrunde 2010 ein Job-Paket schnüren. Ihre zentralen Forderungen lauten: Mehr Ausbildungsplätze, Übernahme der Ausgebildeten, Festeinstellung statt Leiharbeit und Kurzarbeit statt Entlassungen. Das hat IG Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard bekannt gegeben. Vor Journalisten sagte er: "Wir werden in der Tarifrunde 2010 alles zum Thema machen, was Arbeit und Einkommen sichert."

Seit Ausbruch der Krise habe die IG Metall gemeinsam mit den Betriebsräten bereits 100.000 Arbeitsplätze allein in NRW gesichert, in mehr als 4.000 Fällen sei die Übernahme der Ausgelernten in feste Arbeitsverhältnisse geregelt worden. Oliver Burkhard: "Diese Erfolge wollen wir ausbauen."

Zudem dürften in der Krise Arbeitsplätze und Einkommen "nicht dauerhaft auf der Strecke bleiben". Die IG Metall schlägt der Düsseldorfer Landesregierung deshalb vor, gemeinsam einen "Zukunftsrat für industrielle Entwicklung" zu gründen. Er solle das Wissen um die Chancen und Risiken der industriellen Entwicklung Nordrhein-Westfalens bündeln.

Interessante Ergebnisse hat eine Befragung von 157 Betriebsräten am 10. September erbracht. Beispielsweise verringern danach 29 Prozent der Betriebe ihr Ausbildungsplatz-Angebot. Gleichzeitig geben 54 Prozent der Betriebsräte an, dass die Übernahme der Ausgelernten strittig oder noch nicht entschieden ist. Die Leiharbeit entwickelt sich ebenfalls zu einem Konfliktthema: In 59 Prozent der Betriebe sind alle oder fast alle Leiharbeiter entlassen worden, in nur 32 Prozent der Betriebe wurden bislang keine beschäftigt. Die IG Metall rechnet damit, dass im nächsten Aufschwung die Leiharbeit noch stärker als bisher genutzt wird; sie will sich deshalb darauf konzentrieren, Leiharbeit zu begrenzen und fair zu gestalten.

Nach wie vor bestimmt Kurzarbeit die Situation in den Betrieben. 65 Prozent der Betriebsräte gehen davon aus, dass sie vorläufig unverändert bleibt oder sogar ausgeweitet wird. In den restlichen Betrieben ist sie nicht erforderlich oder wird reduziert. Erschreckend selten wird die Kurzarbeit zur Qualifizierung genutzt. Zwei von drei Betrieben tun nichts für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Nur 38 Prozent der befragten Betriebsräte kreuzten an "Die Zeit der Kurzarbeit wurde/wird für Qualifizierung genutzt.". Art und Umfang der Qualifizierungsmaßnahmen sowie der Grad der Beteiligung wurden allerdings nicht abgefragt.

Kurzarbeit verhindert Entlassungen - doch womöglich nicht mehr lange: In 39 Prozent der Betriebe ist Personalabbau zu befürchten, vom Arbeitgeber angekündigt worden oder der aktuell vorrangige Konflikt. In jedem fünften Betrieb ist er schon erfolgt, im Schnitt mussten zwölf Prozent der Beschäftigten gehen. Nur in 19 Prozent der Betriebe ist Personalabbau kein Thema.

Ein Grund für die steigende Arbeitslosigkeit ist die viel diskutierte Kreditklemme: 44 Prozent der Betriebsräte berichten, dass Probleme bei der Beschaffung von Bankkrediten Arbeitsplätze gefährden oder bereits welche gekostet haben. Ebenfalls zunehmend problematisch wird das Thema Verlagerung: In 44 Prozent aller Betriebe ist laut Umfrage die Verlagerung von Arbeitsplätzen geplant oder ein aktuelles Konfliktthema. Zudem scheinen viele Unternehmer den Glauben an eine bessere Zukunft vorläufig verloren zu haben: Investitionsplanungen werden in 56 Prozent aller Betriebe verschoben, in jedem zehnten Betrieb sogar gestrichen.

Kein Wunder, dass mehr als 50 Prozent aller Betriebsräte glauben, dass die Krise in ihrem Betrieb "immer einschneidender" wird. Nur jeder vierte Betriebsrat geht davon aus, dass die Talsohle erreicht ist.

Interessant ist auch dieses Ergebnis der IG Metall-Befragung: Betriebe, in denen die Geschäftsführung ihre Zukunftsstrategien mit dem Betriebsrat berät, kommen besser durch die Krise! So sagen 27 Prozent der Betriebsräte, die an diesen Beratungen beteiligt werden, dass die Krise gut zu überwinden oder kein Thema sei. Von den Betriebsräten jedoch, die von den Beratungen ausgeschlossen werden, sagen das nur 15 Prozent.

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