Pressemitteilung
10/11/2011

12.200 Beschäftigte im Warnstreik

12.200 Beschäftigte habe sich heute, am zweiten Tag der Warnstreiks in der Stahlindustrie von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen und Hessen an den Arbeitniederlegungen beteiligt.

Oliver Burkhard, IG Metall-Bezirksleiter in Nordrhein-Westfalen, sagte auf der Duisburger Kundgebung: "Wir schaffen reale Werte, die Unternehmen erzielen reale Gewinne, und wir wollen unseren fairen Anteil. Nicht Kapriolen des Euro und der Börse, sondern realwirtschaftliche Fakten zählen. Bei acht Prozent Produktivitätsfortschritt, bei 2,5 bis 3,0 Prozent Inflation und anhaltenden Wachstumsaussichten für 2012 sind unsere Forderungen berechtigt und finanzierbar. Die Zukunft schwarz malen und das Portemonnaie zuhalten, auf den simplen Tariftrick der Arbeitgeber fallen wir nicht herein. Wir machen nicht auf Krise, wenn keine Krise ist."
 
Zur abwehrenden Haltung der Arbeitgeber hinsichtlich der Forderung nach unbefristeter Übernahme der Ausgebildeten sagte Oliver Burkhard: "Uns geht es um echte Perspektiven für die junge Generation. Das hat doch rein gar nichts mit Berufsbeamtentum für Auszubildende zu tun. Und sollten die Arbeitgeber über den Bedarf hinaus ausbilden, finden wir auch dafür die richtige Lösung."
 
Burkhard forderte die Arbeitgeber zu zügigen Verhandlungen auf: "Ich kann sie nur warnen: Jetzt auf Zeit zu spielen und hoffen, damit billiger durch die Tür zu kommen - das wird schiefgehen! Wir werden unsere Gangart notfalls noch verschärfen."
 
Zur größten Kundgebung des Tages im Duisburger Norden kamen über 3500 Warnstreikende aus den Werken Hamborn und Beeckerwerth der Thyssen-Krupp Steel Europe AG. Es beteiligten sich auch die Beschäftigten der Kokereibetriebsgesellschaft Schwelgern mbH,  von TST Schienentechnik GmbH & Co. KG sowie von den beiden Arcelor-Mittal Standorten Ruhrort GmbH und  Duisburg GmbH. Aus Essen kamen die Beschäftigten von Thyssen-Krupp Business Services, Thyssen-Krupp IT Services und Energietechnik Essen hinzu.
 
Bei einer symbolischen "Trikottausch-Aktion" übergaben ältere Beschäftigte ihre Hitzeschutzmäntel und Arbeitswerkzeuge an Auszubildende und jüngere Kolleginnen und Kollegen, denn mit verbesserter Altersteilzeit und dauerhafter Übernahme gibt es Vorteile für alle Beteiligten.
 
Im Duisburg-Süden hatten sich zuvor bereits 1200 Warnstreikende von Thyssen-Krupp Steel Europe AG, Werk Hüttenheim sowie vom Hüttenwerk Krupp Mannesmann und von Salzgitter Mannesmann Forschung (SZMF) zur Kundgebung versammelt. Schon ab 5.00 Uhr fanden dort erste Aktionen vor den Werkstoren statt.  
 
Weitere Warnstreiks und Kundgebungen gab es in:

Gelsenkirchen
250 Beschäftigten von Saint Gobain und Thyssen-Krupp Electrical Steel (TKES) kamen bereits um 6.00 Uhr zur Warnstreikkundgebung vor dem Werkstor von TKES zusammen.

Dillenburg
 
Im hessischen Dillenburg legten bereits um 4.00 Uhr die 85 Beschäftigten der Nachtschicht von Thyssen-Krupp Nirosta Dillenburg die Arbeit nieder und kamen zur Kundgebung vor das Werkstor. Die 1. Schicht, die Normalschicht und die 2. Schicht setzten den Warnstreik für jeweils zwei Stunden fort. Insgesamt 450 Beschäftigte waren in Dillenburg im Warnstreik

Salzgitter-Peine 
 
2300 Beschäftigte kamen in Salzgitter zur Kundgebung mit IG Metall-Vorstandsmitglied Helga Schwitzer zusammen.  Bei der Salzgitter Flachstahl GmbH, Verkehrsbetriebe Peine Salzgitter, Salzgitter Mannesmann Großrohr GmbH, Ilsenburger Grobblech GmbH, GESIS, Salzgitter Mannesmann Forschung GmbH, Salzgitter AG legten die Beschäftigten ab 8.00 Uhr für rund vier Stunden die Arbeit nieder. Sie versammelten sich ab 9.00 Uhr zur Kundgebung am Tor 6 der Salzgitter AG. Auch aus Peine kamen Warnstreikende hinzu. 

Bremen

1200 Beschäftigte der Arcelor-Mittal Bremen GmbH legten für zwei Stunden die Arbeit nieder. Die Kundgebung vor dem Werkstor verbanden sie mit einer plakativen Aktion, in der sie die "Beschäftigungsbrücke Jung für Alt" darstellten.

Bochum
2000 Warnstreikende kamen in Bochum zu insgesamt drei Kundgebungen zusammen. Die größte mit 1200 Beteiligten gab es am Vormittag vor dem Werkstor der Thyssen-Krupp Steel Europe AG; beteiligt waren auch Beschäftigte von Thyssen-Krupp Nirosta, BVV und TK Weichenbau. Eine weitere Kundgebung gab es mit den Beschäftigten von TKES AG und Stahlwerke. Die Beschäftigten von Doncasters gingen mittags für zwei Stunden in den Warnstreik.
 
Ennepetal
100 Beschäftigte von Schmolz und Bickenbach (Carp & Hones) in Ennepetal schlossen sich ebenfalls den Warnstreiks mit einer Kundgebung vor dem Werkstor an.
 
Hagen
300 Stahlarbeiter der Deutsche Edelstahlwerke Hagen machten auf ihrer Kundgebung vor dem Werkstor deutlich, dass sie von den Arbeitgebern endlich ein faires Angebot erwarten.
 
Remscheid
600 Beschäftigte aus drei Stahlbetrieben in Remscheid sorgten auch hier für bis zu zweistündige Produktionsausfälle. Betroffen waren die Leistritz Turbinenkomponente GmbH, die SONA BLW Präzisionsschmiede GmbH und die ThyssenKrupp Gerlach GmbH
 
Siegen - Eichen 
400 Beschäftige vom TKS-E Standort Siegerland mit den Werken Eichen und Ferndorf versammelten sich zu ihrer gemeinsamen Kundgebung in Eichen. In den Unternehmen stand die Produktion.

In der kommenden Woche wird es Warnstreiks in Mülheim und Düsseldorf geben.
 
Mülheim: Vallourec & Mannesmann, Mannesmannröhrenwerke, Europipe und Friedrich-Wilhelms-Hütte 
14.11.11, 10.00 Uhr, Kundgebung und Übernahmeaktion vor der Lehrwerkstatt Mannesmann an der Sandstr. / Ecke Wiesenstr.
 
Düsseldorf-Rath: Vallourec & Mannesmann
15.11.11, 12.00 Uhr, Warnstreik mit Kundgebung am Tor 1 von Vallourec & Mannesmann, Rather Kreuzweg 106 
 
Für die 75.000 Beschäftigten in der Eisen- und Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen fordert die IG Metall die Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 7 Prozent. Für die Auszubildenden geht es um die unbefristete Übernahme, für die Älteren um einen verbesserten tariflichen Anspruch auf Altersteilzeit. Die Arbeitgeber haben bisher, nach zwei Verhandlungen, noch kein Angebot vorgelegt.
 
Die Laufzeit der Tarifverträge für Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen endete am 31. Oktober 2011. Seit dem 1. November 2011 besteht keine Friedenspflicht mehr.
 
Nächster Verhandlungstermin ist der 21. November 2011 in Düsseldorf.

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Wolfgang Nettelstroth
IG Metall-Bezirksleitung NRW
Roßstr. 94, 40476 Düsseldorf
Telefon: (0211) 45484-127
Mobil: (0170) 222 99 41
Telefax: (0211) 45484-133
E-Mail: wolfgang.nettelstroth(at)igmetall(dot)de 

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