Metall & Elektro
15/02/2012

Azubis fordern "Schluss mit der Ungewissheit"

IG Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard stimmt die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in NRW auf eine schwierige Tarifrunde ein. "Wir werden Druck machen müssen, damit die Arbeitgeber begreifen, dass wir es ernst meinen", sagte er heute vor fast 450 Metallern in der Stadthalle Hagen.

Nach vorangegangenen Tarifkonferenzen in Bochum, Köln und Anröchte bei Lippstadt kamen nun auch in Hagen Betriebsräte, Vertrauensleute sowie Jugend- und Auszubildendenvertreter zusammen, um über Forderungen und Erwartungen an die Metalltarifrunde 2012 zu diskutieren. Die IG Metall NRW wird am 23. Februar ihre Entgeltforderung beschließen. Der IG Metall-Vorstand hat eine Forderung von bis zu 6,5 Prozent empfohlen.

"Im letzten Jahr haben die Betriebe unserer Region Rekordumsätze und -gewinne eingefahren", sagte der Hagener IG Metall-Bevollmächtigte Hubert Rosenthal zu Beginn der Konferenz zu den Teilnehmern aus acht IG Metall-Verwaltungsstellen - aus Gevelsberg-Hattingen, Hagen, dem Märkischen Kreis, Olpe, Remscheid-Solingen, Siegen, Velbert und Wuppertal. Es sei "nur recht, etwas davon umzuverteilen - zu den Beschäftigten in den Betrieben", sagte Rosenthal.

Dreimal mehr fordern - dreimal mehr anstrengen

Verhandlungsführer und IG Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard sagte: "Wir wollen drei Mal mehr." Gemeint ist mehr Geld, mehr Fairness in der Leiharbeit und mehr Perspektiven für die junge Generation, sprich die unbefristete Übernahme der Ausgebildeten. "Um alle drei Forderungen über die Ziellinie zu bringen, werden wir uns vielleicht drei Mal mehr anstrengen müssen."

Die IG Metall könne selbstbewusst in die Tarifverhandlungen gehen - mit dem Blick in den Rückspiegel, auf das wirtschaftlich erfolgreiche Jahr 2011, und dem Blick nach vor - "2012 wird kein schlechtes Jahr", sagte Burkhard. Er rechne allerdings mit schwierigen Verhandlungen. "Noch mauern die Arbeitgeber wie die Schwalben im Frühjahr."

Schaeffler zahlt Leiharbeitern gleiches Geld

Welche Erfolge eine gewerkschaftlich gut organisierte Belegschaft erzielen kann, schilderte Uwe Ruberg, 44, Sprecher der Vertrauensleute von Schaeffler in Wuppertal: "Bei uns gilt seit über zehn Jahre 'equal pay' - die Leiharbeiter werden vom ersten Tag an so bezahlt wie die Stammbeschäftigten." Betriebsrat und Vertrauensleute hätten damals gesagt: "Wenn Leiharbeit, dann nur zu fairen Bedingungen." Leiharbeiter müssen bei Schaeffler nach drei Monaten befristet eingestellt werden. Das Unternehmen zählt 1700 Stammbeschäftigten und nur eine Handvoll Leihkräfte. 96 Prozent der Schaeffler-Mitarbeiter sind Mitglied der IG Metall.

Siemag übernimmt Ausgebildete unbefristet

Von betrieblichen Erfolgen berichtete auch Meike Rehbein, 21, die Vorsitzende der Jugendvertretung von SMS Siemag in Hilchenbach. Schon seit zwei Jahren werden dort Ausgebildete nicht nur für zwölf Monate übernommen, wie es im Tarifvertrag steht, "sondern für 18 oder 24 Monate oder unbefristet". Das hätten Betriebsrat und Jugendvertretung gemeinsam durchgesetzt. Meike Rehbein trug - wie knapp 30 junge Metaller im Saal - ein schwarzes T-Shirt: "Willst du mich übernehmen?" steht in gelber Schrift darauf sowie "ja, nein, vielleicht". Und quer darüber steht, in kräftigem Rot: "Schluss mit der Ungewissheit".

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