Metall & Elektro
02/05/2012

IG Metall spricht von "Angriffsaussperrung"

Die Troisdorfer Firma Mannstaedt hat die heutige Frühschicht überraschend abgesagt. Rund 200 Beschäftigte konnten nicht arbeiten - und deshalb nicht am Warnstreik teilnehmen. Dieses Arbeitgeberverhalten komme einer "Angriffsaussperrung" gleich, sagte der IG Metall-Bevollmächtigte von Bonn-Rhein-Sieg, Ralf Kutzner. Die Belegschaft nehme das nicht hin, versprach Michail Tsapanidis, der Sprecher der IG Metall-Vertrauensleute von Mannstaedt.

Abgesagt wurde die Schicht vergangene Woche Freitag, also vor fünf Tagen. Dabei muss eine solche Absage laut Betriebsvereinbarung sieben Tage vorher erfolgen. Offizielle Begründung: Auftragsmangel. Tatsächlich sind die Auftragsbücher voll, wird sogar über eine Ausweitung der Arbeit auf den Samstag nachgedacht. Die ausgefallene Schicht geht zu Lasten der Arbeitszeitkonten der betroffenen Beschäftigten. Für den IG Metall-Bevollmächtigten ist das Vorgehen der Firmenleitung "ein Hammer", das sei ihm "noch nicht untergekommen", sagte er. Die Tarifauseinandersetzung habe "eine neue Qualität" gewonnen.

Drei Betriebsversammlungen an einem Tag

Michail Tsapanidis, der Sprecher der IG Metall-Vertrauensleute von Mannstaedt, sagte heute auf der Warnstreikkundgebung in Lohmar: "Das lassen wir uns nicht gefallen." Die Tarifrunde sei in der Belegschaft jetzt voll entbrannt. Statt wie geplant nur eine Schicht zum Warnstreik aufzurufen, würden nun alle drei aufgerufen; wann, ließ er offen. Außerdem würden am Montag erstmals drei Betriebsversammlungen stattfinden. Wer sich mit der IG Metall anlege, sollte sich das vorher überlegen, sagte Tsapanidis, der auch stellvertretender Betriebsratsvorsitzender ist.

"Endlich mal was los"

750 Beschäftigten aus zehn Betrieben waren zuvor aus drei Richtungen auf den Lohmarer Frouardplatz gezogen - zum Beispiel von GKN Walterscheid, Eaton Industries und Eaton LP, von Reifenhäuser, Sulzer Pump Solutions (früher ABS) und von HSP Hochspannungsgeräte. Sie sorgten für Verkehrsbehinderungen in der Stadt und legten für dreieinhalb Stunden die Arbeit nieder. "Endlich mal was los in dem Kaff", rief Christophe Hassenforder, der Betriebsratsvorsitzende von Sulzer Pump Solutions. Ralf Reinartz, der Betriebsratsvorsitzende von HSP, sagte in seiner kurzen Rede: "Ich bin stolz auf euch, dass ihr trotz Regens hier seid." Wie immer die Metalltarifrunde zu Ende gehen werde - deren Ergebnis könnten nur sie, die Warnstreikenden, als Erfolg verbuchen, nicht die so genannten Trittbrettfahrer, die im Betrieb geblieben seien. Reinartz macht aus seiner Kritik an ihnen keinen Hehl.

IG Metall-Bevollmächtigter Ralf Kutzner setzt auf Gespräche: "Erzählt den Kollegen im Betrieb, dass wir auch für sie mehr Geld herausschlagen wollen - und nehmt sie beim nächsten Mal mit raus."

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