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03/03/2013

18.000 Menschen fordern "Opel muss bleiben"

18.000 Menschen besuchten heute laut Polizei das Solidaritätsfest der IG Metall für die Opelaner von Bochum in Bochum. Die Festmeile erstreckte sich von der Hauptbühne vor dem Rathaus über mehrere hundert Meter bis ans Ende des Boulevards.

Fassungslos spricht ein älterer Herr am Rand des Geschehens in sein Handy: „Ganz Bochum ist auf den Beinen!“ Auf dem Transparent an der Vorderseite des Rathauses steht: „Wir bleiben Bochum“ – anstelle des O prangt das Opel-Logo mit Blitz, das Wort "Bochum" steht schwarz auf gelbem Grund, den Farben von Opel.

Es ist kalt, der Himmel grau, das Barometer zeigt 4 Grad. „Wir stehen hier so eng, da ist es gleich zehn Grad mehr“, ruft Eva Kerkemeier, die IG Metall-Bevollmächtigte von Bochum-Herne, ins Mikrofon. Die 8000 Portionen dampfend-heißer Kartoffelsuppe kommen da ganz recht, die der ehemalige Kantinenwirt von Opel auftischt – für Opelaner ist sie „für umme“ (umsonst).

"Opel Bochum wird nicht plattgemacht"

Eva Kerkemeier verbreitet Optimismus: Opel Bochum werde „nicht plattgemacht“, sagt sie. Schon im ökumenischen Gottesdienst am Vormittag hat es geheißen: „Die Arbeit ist für den Menschen da, nicht umgekehrt.“

Kerkemeier ist glücklich, von der Besucherzahl ist die Metallerin überwältigt: „Diese Stadt lebt Solidarität!“ Auch Rainer Einenkel, der Betriebsratsvorsitzende von Opel Bochum, hat mit so vielen Gästen nicht gerechnet: „Solidarität ist hier keine Floskel“, sagt er. „Die Region hält zusammen. Man kann sich auf die Menschen verlassen, wenn man sie braucht.“ Es sind auch andere Autobauer da: von VW Osnabrück, von Mercedes-Benz Düsseldorf und von Ford Köln. IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler ist da, auch Metaller aus Hagen, Gelsenkirchen und Münster besuchen heute Bochum. Gesichtet werden ebenso Trainer und Spieler des VfL Bochum.

Eine beliebte Automarke im Ruhrgebiet

Einenkel hat bei Opel schon viel erlebt: „Man hat uns so oft kaputtmachen wollen, doch wir sind immer noch da – und wir bleiben!“ Vielleicht auch aus diesem Grund: Mit einem Marktanteil von 17 Prozent am Automarkt im Ruhrgebiet ist Opel sogar stärker als VW.

Die Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) spricht ein Grußwort – und neben ihr auf der Bühnen stehen alle Bürgermeister des Reviers.

Zur Bühne auf dem Rathausvorplatz vordringen – das gelingt nur, wenn man sich links oder rechts an der Menschenmenge vorbeidrängelt; mittenmang ist kein Durchkommen. Als zunächst hundert Bergmänner in schwarzer Tracht, dann die Mai-Schützen mit Tschingderassabum anrücken, teilt sich die Menge. Der Knappenchor singt das Steigerlied – und das Publikum singt mit "Glück auf, glück auf, der Steiger kommt". Kurz darauf tritt die Johnny-Cash-Band des Schauspielhauses auf. Ein Bühnenprogramm der Kontraste. Hauptsache es macht Spaß; gelacht wird auch viel – dafür sorgen die Kabarettisten Wilfried Schmickler, Frank Goosen und Hennes Bender. Und immer wieder Musik: Der Kinderchor der Musikschule tritt auf, die Rockband Hans 'n Roses, die Hip-Hop-Formation X: Vision, die Sängerinnen Luisa Ortu und Melissa Heiduk.

Veranstalter des Soli-Festes ist die IG Metall Bochum-Herne, das Bühnenprogramm hat das Bochumer Schauspielhaus zusammengestellt. Im reibungslosen Zusammenspiel mit Stadtverwaltung, Polizei sowie Industrie- und Handelskammer ist das Soli-Fest in knapp vier Wochen aus dem Boden gestampft worden; normalerweise ist für ein Fest dieser Größenordnung ein dreiviertel Jahr erforderlich . Alle Künstler treten ohne Gage auf, sogar ihr Fahrgeld bezahlen sie selbst. Das Parken in allen Parkhäusern ist frei.

Oldtimer veranschaulichen die Geschichte Opels

Auf dem langen Boulevard ist fast das gesamte politische Spektrum der Stadt vertreten – SPD, Linke, DKP mit Ministand, ein paar Fahnenträger der MLPD, CDU und CDA. Es gibt Stände von DGB, AWO und ACE; vor den Würstchenbuden stehen lange Menschenschlangen, Currywurst mit Fritten rot-weiß sind beliebt. Dutzende Opel-Oldtimer ziehen Opel-Fans an: ein blitzblank geputzter roter Rekord von 1965, ein Kapitän Baujahr 1960 und ein Rekord aus dem Jahr 1956 sind - samt ihrer stolzen Besitzer - dabei, daneben stehen die Modelle Admiral, Diplomat und Senator, Opel Manta und Opel GT. Verkaufen will niemand sein Schätzchen.

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