Stahl
22/02/2013

IG Metall fordert rasches Arbeitgeber-Angebot

IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler hat die Stahlarbeitgeber aufgefordert, in der zweiten Tarifverhandlung am 28. Februar ein Angebot vorzulegen, "das wir nicht mit der Lupe suchen müssen". In der ersten Tarifverhandlung für die 75.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie heute in Düsseldorf diskutierten beide Seiten die wirtschaftliche Lage der Branche.

"Hui", entfährt es einem Stahlmanager, als er um 17 Uhr den Rheinlandsaal des Hilton-Hotels in Düsseldorf betritt, "die sind ja viel mehr als wir!" Tatsächlich sind auf IG Metall-Seite 35 Stühle besetzt, auf Arbeitgeberseite nur 13. Auf einem sitzt Thomas Schenk, der neue Arbeitsdirektor von Thyssen-Krupp Steel Europe (TKSE), zuvor Konzernbetriebsratsvorsitzender von Thyssen-Krupp.

Helmut Koch, der Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbands Stahl, referiert die Forderungen der IG Metall: eine Tariferhöhung um 5 Prozent für 12 Monate, die Fortschreibung der Tarifverträge zu Altersteilzeit und Beschäftigungssicherung sowie eine Verdoppelung der Vermögenswirksamen Leistungen (VL) für die Auszubildenden und die Umwandlung der VL in Altersvorsorgewirksame Leistungen.

Arbeitgeber bestreiten IG Metall-Zahlen nicht

Die IG Metall-Wirtschaftsexpertin Annette Szegfü vom Vorstand in Frankfurt erläutert die Situation der Stahlindustrie. Keine ihrer Zahlen wird später von den Arbeitgebern bestritten. Die Umsätze der Stahlindustrie sind 2012 zwar um 8 Prozent auf 38,3 Milliarden Euro gesunken, erreichen aber fast das Vorkrisenniveau von 2007 (39 Milliarden Euro). Die Rohstahlproduktion ist 2012 zwar um 3,7 Prozent auf 42,7 Millionen Tonnen gesunken, soll in diesem Jahr aber um 1 Prozent auf 43 Millionen Tonnen steigen. Die gesamtwirtschaftliche Produktivität erhöht sich in diesem Jahr nach Aussagen der Wirtschaftsforschungsinstitute um 1 Prozent und die Inflation um 2 Prozent. Weil die Aufteilung des Volksvermögens in Löhne und Gewinne stagniere, sei eine Umverteilung von 2 Prozent gerechtfertigt, um die seit zehn Jahren schwachen Konsumausgaben anzukurbeln. Szegfüs Fazit steht ihrem letzten Präsentations-Chart: "5 % sind fair"!

Das sehen die Arbeitgeber anders. Der Stahlindustrie gehe es "ziemlich schlecht". Das Jahr 2013 werde "kein gutes Stahljahr". Die Unternehmen würden "sehr hart kämpfen müssen, um schwarze Zahlen schreiben zu können".

Weder Stahl-Bomm, noch Stahl-Krise

IG Metall-Verhandlungsführer Giesler erinnert daran, dass der Anteil der Löhne am Umsatz nur 9,5 Prozent beträgt. Und die Stahlindustrie mit einer Erhöhung der Rohlstahlproduktion im Januar um 5 Prozent "gut ins neue Jahr gestartet" ist. Giesler: "Wir erleben zurzeit keinen Stahl-Boom, aber auch keine Krise. Und die Wachstumsaussichten sind solide, besonders für das zweite Halbjahr 2013."

Metaller Uwe Scharnberg (Arcelor Mittal Ruhrort) hält den Arbeitgeber vor: "Sie stöhnen auf hohem Niveau." Sein Unternehmen erwarte in diesem Jahr eine Steigerung der Produktivität um 11 Prozent. Scharnbergs Kollege von Arcelor Mittal Bremen, Klaus Hering, berichtet, dass den Aktionären eine Dividende von 6 Prozent ausgeschüttet wurde. Der Konzernbetriebsratsvorsitzende von Thyssen-Krupp, Willi Segerath, weist darauf hin, dass der Stahlriese schwarze Zahlen schreibt.

Jugend will fürs Alter vorsorgen

Der 22-jährige IG Metall-Vertrauensmann Felix Hoffmann möchte wissen, was die Arbeitgeber zur Forderung nach Verdoppelung der VL und deren Umwandlung in einen Altersvorsorgebaustein halten. Stahl-Chefverhandler Koch zeigte sich dafür "durchaus offen", diese Forderung sei jedoch "ein Teil des Pakets". Auf gut Deutsch: Ihr könnt das haben, wir verrechnen das aber mit der Lohnerhöhung. Die Jugendforderung beläuft sich auf 13,28 Euro im Monat.

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