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01/10/2013

Metaller sagen Stahlkonzern Kampf an

300 Beschäftigte des Stahlunternehmens Outokumpu aus Bochum, Düsseldorf, Dillenburg/Hessen und Krefeld haben heute Mittag am Krefelder Firmensitz protestiert. Um 10 Uhr war publik geworden, dass Outukumpu sein Bochumer Werk schon 2014 schließen will. Laut Tarifvertrag ist das frühestens Ende 2016 möglich.

In Krefeld tagt der Aufsichtsrat. Deshalb ist auch Mika Seitovirta, der Vorstandsvorsitzende von Outokumpu (Foto2), vor Ort. Jetzt steht er auf der überdachten Eingangstreppe der Firma und versucht, seine Schließungspläne zu erklären. Die Stahlindustrie leide unter einer schlechten Konjunktur, sagt er. „Und wir unter dir“, ruft ein Beschäftigter. Seitovirta: „Auf viele Produkte zahlen wir drauf.“ Die deutliche geringere Nachfrage erfordere „harte Restrukturierungsmaßnahmen“. Dass er damit die Beschäftigten enttäusche, sei ihm bewusst. Aber die Restrukturierung sei „unumgänglich, um das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zurückzuführen“. Man wolle „eng“ mit den Betriebsräten und der Gewerkschaft zusammenarbeiten, sagt er, „um möglichst sozialverträgliche Lösungen zu finden“.

Betriebsrat über Arroganz des Managements empört

Jetzt greift wieder Bernd Kalwa das Mikrofon (Foto 3), der Betriebsratsvorsitzende von Outokumpu in Krefeld. Seitorvirtas Wort von der Zusammenarbeit hat ihn provoziert. Außer Ignoranz, sagt Kalwa, habe er von der Konzernspitze bislang nichts erfahren. Dass der Vorstand während der Aufsichtsratssitzung die Arbeitnehmervertreter vor vollendete Tatsachen stelle, habe „Entsetzen hervorgerufen“. Von der wirtschaftlichen Begründung der geplanten Werksschließung sei er „nicht überzeugt“.

Bereits vor Seitorvirtas Auftritt hatte Kalwa die Unternehmenspläne als „Riesensauerei“ bezeichnet. „Wenn es Schule macht, Tarifverträge zu brechen, an denen tausende Arbeitsplätze hängen, braucht man keine mehr abzuschließen.“ Ein Unternehmen, das wirtschaftliche Schwierigkeiten habe, jedoch nicht mit seinen Betriebsräten rede, sondern rücksichtslos eigene Wege gehe, „das hat nicht unseren Respekt verdient, sondern Wut und Verachtung“, sagte Kalwa.

IG Metall will sich Tarifbruch nicht bieten lassen

Diese Einschätzung teilte auch IG Metall-Bezirkssekretär Robert Fuß (Foto 7). Das Management von Outokumpu, sagte er, „hat unsere ausgestreckte Hand weggeschlagen“. Statt die Probleme gemeinsam zu lösen, wolle der Konzern die Tarifverträge brechen. „Das lassen wir uns so nicht bieten.“

Der Konzernbetriebsratsvorsitzende von ThyssenKrupp Steel Europa, Willi Segerath (Foto 8) sagte: „Tarifverträge mit uns bricht man nicht.“ Die Beschäftigten sollten es nicht zulassen, wenn das Management eigene Fehler ihnen „auf den Deckel schreiben“ wolle.

Der Betriebsratsvorsitzende von Outokumpu Bochum, Frank Klein (Foto 9), bat seine Belegschaft um Entschuldigung: „Ich habe ihm vertraut“, sagte er – und meinte den Konzernchef Seitovirta. Dem Finnen warf Klein schwere Versäumnisse vor: „Bevor ich einen Marktführer wie Nirosta kaufe, schaue ich ins Portemonnaie, ob ich genug Geld habe.“ Der Betriebsratsvorsitzende zitierte eine eherne Kaufmannsregel und sagte damit Outokumpu den Kampf an: „Verträge werden eingehalten!“

Tarifvertrag sieht Schließung frühestens Ende 2016 vor

Nirosta, die Edelstahlsparte von ThyssenKrupp, war Anfang 2012 von Outokumpu übernommen worden. Die IG Metall NRW schloss mit beiden Unternehmen einen Tarifvertrag zur Standort- und Beschäftigungssicherung. In einem Flugblatt berichtete die IG Metall, was der Vertrag für den Standort Bochum bedeutet: „Die Flüssigphase im Stahlwerk Bochum ist gesichert. Mindestens bis 31. Dezember 2016. Ihre Wirtschaftlichkeit wird Ende 2015 überprüft. Die Chance, sie über 2016 hinaus weiterzuentwickeln, besteht.“

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