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25/02/2014

5000 Menschen gegen Personalabbau und Billig-Tarife

5000 Beschäftigte protestierten heute vor der ThyssenKrupp-Zentrale in Essen gegen die Pläne des Konzerns, Arbeitsplätze abzubauen und zu verlagern sowie Entgelte zu drücken. Betroffen davon sind 3000 Beschäftigte in Deutschland. Zu der Kundgebung hatten Betriebsräte und IG Metall aufgerufen.

Im Teich vor dem ThyssenKrupp-Hochhaus schwimmen 10.000 knatschgelbe Entchen mit IG Metall-Logo; der Wind weht sie mal in die eine Ecke, mal in die andere. Die Protestkundgebung heute steht unter dem Motto: „Hier geht keiner baden – Für Zukunft und Beschäftigung“.

IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler (Foto 6) ruft ins Mikrofon, was der Konzern vorhabe, werde es mit der IG Metall „so nicht geben“. Starke Lautsprecher tragen seine Worte weit über den Campus von ThyssenKrupp; sie dürften auch in den obersten Etagen zu hören gewesen sein. Nur billiger zu werden statt besser – davon habe die IG Metall genug, ruft Knut Giesler. Den Beschäftigten bescheinigt er, für gute Arbeit zu recht gutes Geld zu erwarten.

Die einen können, die anderen müssen mit der IG Metall rechnen

Der IG Metall-Chef von NRW warnt den Technologiekonzern, die „rote Linie“ zu übertreten. Denn erstmals versuche das Unternehmen, „sich mit einer Verlagerungsdrohung aus der Bindung an geltende Tarifverträge zu schleichen“. Der Essener IG Metall-Bevollmächtigte Bruno Neumann versichert den Beschäftigten: „Ihr könnt mit der IG Metall rechnen, die anderen müssen das.“

Wenn bei ThyssenKrupp (TK) Betriebsräte und IG Metall zu Demos aufrufen, kommen Stahlarbeiter in den verschiedenfarbigen Arbeitsklamotten der TK-Unternehmen, viele mit Schutzhelm. Davon ist jetzt wenig zu sehen; es sind hauptsächlich Angestellte zu sehen. Denn betroffen von den Sparplänen von TK sind die Grundstücks- und Vermögensverwaltung, die Personalabteilungen, das Rechnungswesen und die Informations- und Datenverarbeitung, kurzum die konzerninternen Dienstleister.

Ungewöhnlich beim Stahlriesen: Angestellte protestieren

IG Metall-Vorstandsmitglied Christiane Benner (Foto 7), zuständig für die Angestelltenpolitik, empört sich darüber, dass „bis heute“ kein plausibles Konzept für den Konzernumbau existiere. Das, so Brenne, müsse jetzt auf den Tisch. Trotz strahlend blauem Himmel ist es kalt. Dutzende IG Metall-Fahnen flattern im Wind, die Transparente sind schwer zu halten. Auf ihnen steht, was die Beschäftigten meinen. Sie werfen ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger vor: „Alles eine Lüge, Herr Hiesinger: Mitbestimmung, Betriebsvereinbarung, Tarifverträge, Beschäftigungssicherung“. Andere Sprüche lauten: „Wir sind euer Kapital. Wir sind ThyssenKrupp“ und „Keine Kündigungen – Keine Tarifflucht – Standorterhalt“. Beschäftigte von ThyssenKrupp Rasselstein aus Neuwied/Rheinland-Pfalz haben das längste Transparent mitgebracht: „Wir zahlen nicht noch mehr Blutgeld für die Fehler des Konzerns!“ steht darauf, und: „Pfeift eure Bluthunde zurück“. Das ist zum einen eine Anspielung auf das Desaster mit den TK-Stahlwerken in Brasilien und den USA, das den Konzern über 12 Milliarden Euro gekostet hat; zum anderen auf Unternehmensberater wie McKinsey und Ernst & Young.

Begleitet von „Willi“-Rufen geht der Konzernbetriebsratsvorsitzende Willi Segerath (Foto 9) ans Mikrofon. Mit den Milliarden, die in den Sümpfen von Brasilien versenkt worden sind, könne er am Standort Duisburg-Hamborn „jeden zum Millionär machen“, sagt er. Die von den aktuellen Konzernplänen Betroffenen bräuchten „eine faire Chance“, fordert Segerath. Er verspricht, dass Betriebsräte und IG Metall „die Beschäftigten schützen“; aber „dafür brauchen wir euch alle“ – eine deutliche Aufforderung, sich gewerkschaftlich zu organisieren und Mitglied der IG Metall zu werden.

„Verkaufen Sie uns nicht – vor allem nicht für blöd!“

An die Adresse der Konzernspitze ruft Segerath: „Wir haben unseren Teil zur Rettung des Konzerns beigetragen, jetzt ist der Vorstand dran!“ Es gehe jetzt darum, gemeinsam Lösungen zu finden. Eine Kriegserklärung hört sich anders an. Die gemeinsame Suche nach Lösungen solle der Vorstand aber nicht für einen Spaziergang halten, warnt Segerath: „Verkaufen Sie uns nicht – vor allem nicht für blöd!“

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