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30/11/2016

Tempo machen für das Elektro-Auto

Die IG Metall NRW treibt die Debatte um die Zukunft der Autoindustrie voran. Bezirksleiter Knut Giesler: "Wir müssen schneller umsteuern."

Die Autofabrik der Zukunft kommt ohne Förderband aus: Die Chassis mit bereits eingebautem Elektromotor bewegen sich wie von Geisterhand von einer Montage-Station zur nächsten – schließlich können sie dank digitaler Technik autonom fahren. Die Fabriken sind generell kleiner als heutzutage, Hersteller produzieren vor Ort auch geringere Stückzahlen und richten sich nach regionalen Vorlieben, etwa für chinesische Kunden. Der Umstieg auf Elektro-Mobilität wird das Autobauen leichter machen, erwartet Ruben Förstmann von der Rhein-Westfälische Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen. Vielleicht können Autohersteller eines Tages eine E-Auto-Produktion innerhalb von zwei Wochen in einer leeren Turnhalle aufbauen, sagt der Ingenieur.

Willkommen in der Zukunft. Die E-Mobilität wird eine ganze Branche komplett umwälzen, da sind sich die Fachleute einig. Auf der „Branchenkonferenz Automobil“ warfen rund 80 Teilnehmer in Düsseldorf auf Einladung der IG Metall NRW und des DGB-Bildungswerkes NRW einen Blick nach vorne, darunter neben Betriebsräten und Gewerkschaftern auch Vertreter der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Politik und der Arbeitgeber. Sie diskutierten, welche Zukunft der gängige Verbrennungsmotor noch hat und welche Chancen und Risiken für die Beschäftigten mit dem Umstieg auf die Elektromobilität verbunden sind.

Denn gerade die Wirtschaft in NRW wird stark betroffen sein: Hier arbeitet jeder vierte der bundesweit 800.000 Beschäftigten der Autoindustrie – in 800 Betrieben. Ein Drittel der Zulieferbetriebe sind in NRW angesiedelt. „Das Herz der Automobilindustrie schlägt in Nordrhein-Westfalen“, betonte Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall Nordrhein-Westfalen. „Wir wollen erreichen, dass diese Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen bleiben.“

Der Umstieg auf Elektromobilität ist ein Umstieg auf eine komplett andere Antriebstechnologie – das Auto fährt mit Strom statt mit Benzin. Und ein E-Motor braucht weniger Teile als ein herkömmlicher Motor. Dadurch ist die Wertschöpfung geringer, und das „bedeutet wahrscheinlich weniger Arbeitsplätze“, erklärte Arndt G. Kirchhoff, Präsident der Metall-Arbeitgeber in NRW. Er warnte aber davor, den Verbrennungsmotor abzuschreiben. Wenn der Markt von jährlich 80 auf 90 Millionen Fahrzeuge  wachse und wie prognostiziert davon 8 Millionen E-Fahrzeuge seien – dann stehe unter dem Strich immer noch ein Plus von 2 Millionen Autos mit Verbrennungsantrieb.

Knut Giesler sieht solche Zahlen skeptisch. Natürlich werde es nicht so sein, „dass wir in 20 Jahren keinen einzigen Verbrennungsmotoren mehr haben“. Aber was, fragt er, wenn die Chinesen eines Tages entscheiden, nur noch Autos mit E-Antrieb zuzulassen? „Dann entwickelt das eine Eigendynamik, die uns nicht lieb sein kann.“ Vehement tritt Giesler deshalb dafür ein, die Entwicklung voranzutreiben. Und zwar mit Tempo. „Ich bin nicht nur für 'besser statt billiger'“, sagt er in Anspielung auf den Slogan der erfolgreichen Qualitätskampagne der IG Metall NRW, „ich bin auch für 'schneller statt langsamer'.“ Durch den Skandal um gefälschte Diesel-Abgaswerte bekomme das Thema Elektromobilität gerade zusätzliche Dynamik. Man dürfe die Entwicklung nicht verschlafen.

Unterstützung erhält der Bezirksleiter der IG Metall dabei von der Politik. „Es ist besser, wenn wir uns an die Spitze der Bewegung stellen“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin. „Wir dürfen nicht warten.“

Pressemitteilung

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