Aktuelles Textil & Bekleidung
08/02/2017

Nur 1,85 Prozent mehr für 28 Monate

IG Metall-Demo vor dem Haus der Textilarbeitgeber in Mönchengladbach: Gegen deren Tarifangebot protestierten heute Beschäftigte aus sieben Betrieben.

200 Beschäftigte legten heute in Mönchengladbach vorübergehend die Arbeit nieder. „Es reicht, wir lassen uns nicht vorführen", ruft die Tarifsekretärin der IG Metall NRW, Heide Schnare (Foto 2), am Sitz des Verbandes der Rheinischen Textil- und Bekleidungsindustrie, Lüpertzender Straße 6. Ihr Rednerpult steht vor dem Roadshow-Bus der IG Metall, auf dessen Dach ein zwei mal zwei Meter großer roter Würfel mit IGM-Logo montiert ist.

Vor der Rednerin stehen die Beschäftigten der Firmen Aunde, Irskens, Low & Bonar, Kluth, der Tuchfabrik Schmitz sowie von Klevers und Zerres. Die beiden Letztgenannten sind zum ersten Mal mit dabei. 

Seit 1. Februar haben allein in NRW fast 4500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Warnstreik teilgenommen, berichtet Heide Schnare. Bis zur dritten Tarifverhandlung am 15. Februar werde der Warnstreik fortgesetzt, damit die Arbeitgeber sich bewegen.

Heide Schnare hat ausgerechnet, was das Arbeitgeberangebot von Mitte Januar für die Beschäftigten der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie bedeutet: „Nur 1,85 Prozent mehr Geld – für 28 Monate!" Das gleiche nicht einmal die Inflationsrate aus, sondern bedeute Reallohnverlust.

Der Textil-Verband geht von anderen Zahlen aus als die IG Metall. So behauptet er, die Produktivität – das Verhältnis von Einsatz (Arbeitszeit) und Ertrag (Produktion) – sei in der Textil- und Bekleidungsindustrie rückläufig. Heide Schnare bestreitet das: „Wie auch immer ich rechne – ich komme auf ein Plus!" Doch sie weiß: Wer im Betrieb nach Gutsherrenart schalten und walten will, dem ist mit Argumenten nicht beizukommen. 

Auch beim Thema Altersteilzeit – die IG Metall fordert die Verlängerung des geltenden Tarifvertrags – helfen Argumente nicht wirklich. Heide Schnare: „Die Arbeitgeber wollen allein bestimmen, wer vorzeitig in Rente gehen kann."

Dagegen helfe nur das Druckmittel Warnstreik, erklärt der Betriebsratsvorsitzende von Aunde, Thomas Schmitz (Foto 12), auf der Kundgebung. Und stellt die Frage: „Mit welcher Reaktion haben die Arbeitgeber denn nach ihrem provozierenden Angebot gerechnet?" 

Die Betriebsratsvorsitzende von Irskens, Andrea Schmidt (Foto 13), macht auf ein weiteres Problem aufmerksam: Nach derzeitiger Regelung können nur zwei Prozent einer Belegschaft in Altersteilzeit gehen. Das heißt, in Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten kommt die Altersteilzeit gar nicht zum Tragen. Umso wichtiger, dass es in dieser Tarifrunde eine verbesserte Altersteilzeitregelung gibt.

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