Aktuelles Metall & Elektro
15/12/2017

Warnstreik ab Montag, 8. Januar

  • Wuppertal, 14. Dezember: Kundgebung vor Beginn der zweiten Tarifverhandlung / 3 Fotos: Thomas Range

In der Metallindustrie beginnen am 8. Januar Warnstreiks. Weil die Arbeitgeber nur zwei Prozent mehr Entgelt anbieten und die Arbeitszeit-Forderungen ignorieren. 

Bochum, 15. Dezember: Im Jahrhunderthaus trifft sich die IG Metall-Tarifkommission für die Metall- und Elektroindustrie in NRW. IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer Knut Giesler berichtet über die erste Tarifverhandlung am 16. November in Dortmund und die zweite Tarifverhandlung am 14. Dezember in Wuppertal.
In beiden Runden heizten die Metallarbeitgeber den Tarifkonflikt an. In Dortmund stellten sie die 35-Stunden-Woche in Frage, die Zuschläge sowie die Ruhe- und Höchstarbeitszeiten – ein Paukenschlag. In Wuppertal machten die Arbeitgeber ein Angebot: Einmalig 200 Euro für die Monate Januar, Februar und März 2018 und ab April zwei Prozent mehr Entgelt für zwölf Monate. Die IG Metall fordert eine Tariferhöhung von 6 Prozent für zwölf Monate.
Denn die Wirtschaft brummt, der Konjunkturmotor läuft auf Hochtouren. Die Wirtschaft wächst 2017 im achten Jahr in Folge. Und der Sachverständigenrat erwartet für 2018 sogar ein Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent.
Die Metallarbeitgeber provozieren einen Großkonflikt: Sie bieten bloß zwei Prozent mehr Geld – und ignorieren alle anderen Tarifforderungen der IG Metall.
Die IG Metall fordert nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Zeitsouveränität: Wer möchte, soll seine Wochenarbeitszeit für zwei Jahre bis auf 28 Stunden reduzieren können. Diese Forderung ignorieren die Arbeitgeber.
Die Möglichkeit, seine Arbeitszeit zu reduzieren, hilft allein nicht weiter. Man muss sich diese sogenannte kurze Vollzeit auch leisten können. Deshalb fordert die IG Metall für Schichtarbeiter, die ihre Arbeitszeit reduzieren, einen Zuschuss von jährlich 750 Euro. Auch diese Forderung ignorieren die Arbeitgeber.
Reduzieren Eltern ihre Arbeitszeit, um Kinder zu betreuen, sollen sie 200 Euro monatlich erhalten; dasselbe soll für Beschäftigte gelten, die ihre Arbeitszeit reduzieren, um Angehörige zu pflegen. Auch diese Forderung ignorieren die Arbeitgeber.
Außerdem sollen Auszubildende und Dualstudierende vor jeder Prüfung einen Tag arbeitsfrei haben. Die Antwort der Arbeitgeber: „Nehmen Sie Urlaub!“
Als die Arbeitgeber die Arbeitszeitforderungen vom Tisch wischen, verschärft IG Metall-Chef Giesler den Ton: „Sie sitzen mit Dynamit-Stangen am Lagerfeuer“, sagt er zu ihnen. Sollten sie bei ihrer Verweigerung bleiben, sei ein Großkonflikt unausweichlich. „Wir stellen doch keine Forderungen auf – und kommen dann mit leeren Händen nach Hause.“
Giesler bleibt gelassen, als die Arbeitgeber behaupten, die Beschäftigten seien „nicht so solidarisch“ wie die IG Metall glaube. Die Antwort würden die Beschäftigten in den Betrieben geben, sagt er.
Keine 24 Stunden später folgt die erste Reaktion: Die IG Metall-Tarifkommission spricht sich in Bochum einstimmig für Warnstreiks ab dem 8. Januar 2018 aus. Die dritte Tarifverhandlung ist am 18. Januar in Neuss.

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