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08/09/2018

IG Metall NRW fordert Bündnis für Qualifizierung

Schwerpunkt der 22. ordentlichen Bezirkskonferenz der IG Metall Nordrhein-Westfalen, die heute in Düsseldorf stattgefunden hat, war die Frage, wie die Transformation der industriellen Arbeitswelt aufgrund von Digitalisierung und Globalisierung im Sinne der Menschen gelingen kann.

Um einen Eindruck über die Geschwindigkeit und den Veränderungsdruck zu erhalten, hatte die IG Metall NRW im Juli 2018 unter Betriebsräten in den Branchen, die durch die IG Metall vertreten werden, die Befragung „Veränderungen der Arbeitswelt in NRW“ durchgeführt. 

An der Befragung haben insgesamt 828 Betriebsratsvorsitzende bzw. stellvertretende Vorsitzende für ihren jeweiligen Betrieb bzw. Unternehmensstandort teilgenommen. Die Rücklaufquote betrug 53 Prozent. 

Eine erste Bewertung der Ergebnisse brachte folgende zentrale Ergebnisse: 

1. Die industrielle Arbeitswelt ist in 56 Prozent der Betriebe grundlegend im Umbruch

Veränderungsdruck und Veränderungsdynamik prägen den Alltag von immer mehr Beschäftigten, Betriebsräten und Betrieben in der Industrie und der industriellen Dienstleistung in NRW. 

2. Chance und Risiko für Arbeitsplätze

Während es einerseits in 41 Prozent der Betriebe gelingt, derzeit neue Arbeitsplätze aufzubauen, reduzieren 35 Prozent der Betriebe aktuell die Arbeitsplätze. In weiteren 12 Prozent der Betriebe findet beides zugleich statt. 

3. Erheblicher Wandel von Tätigkeitsprofilen und Qualifikationsanforderungen

Zum Auf- bzw. Abbau von Beschäftigung kommt ein erheblicher Wandel von Tätigkeitsprofilen in der Fertigung und Administration hinzu, mit umfassenden Anforderungen an die Entwicklung von Qualifikationen. 

4. Qualifizierungsangebote sind Mangelware

Einerseits steigen in 44,7 Prozent aller befragten Betriebe die Anforderungen an die Qualifizierung der Beschäftigten deutlich, andererseits werden aber nur in 19,1 Prozent der Betriebe die Möglichkeiten zur Qualifizierung erweitert. Das bedroht die Berufsperspektive der Beschäftigten und auf Dauer auch die Existenz von Betrieben.

5. Verunsicherung und Ängste steigern psychische Belastungen

Psychische Belastungen führen die Liste der negativen Auswirkungen in 82 Prozent der Betriebe an, dicht gefolgt von generellen Arbeitsbedingungen, die belastender werden (75 Prozent). Zu den wesentlichen Gründen zählen gravierende Verunsicherungen und Ängste angesichts der Umbrüche in einer Vielzahl von Unternehmen.

Vor diesem Hintergrund haben die rund 160 Delegierten ein Forderungs- und Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Arbeitswelt von morgen verabschiedet (hier). 

Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW:“ Der derzeitige Umbruch der industriellen Arbeitswelten durch Digitalisierung und Globalisierung ist in seinen Herausforderungen mit der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise von 2008/2009 vergleichbar. Für künftig gute Arbeitsplätze, für gesteigerte Wirtschaftskraft und Lebensqualität in NRW braucht es vergleichbare Offensiven zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Wir brauchen ein Bündnis für Qualifizierung und wir brauchen eine Anti-Stressverordnung.“ 

So müsse das Land NRW, Unternehmen und die Agentur für Arbeit erweiterte und verbesserte Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung schaffen. „Die Beschäftigten brauchen eine Arbeit mit verlässlichen Perspektiven für die persönliche berufliche Zukunft. Sie brauchen verbesserte Chancen auf beruflich ausfüllende Tätigkeitsprofile und offene Zugänge zu Weiterbildung und beruflicher Entwicklung. Und sie müssen vor dem Verlust von Arbeit, vor Überlastungen und psychischen Belastungen geschützt sein.“

Die IG Metall NRW habe in den letzten Jahren mit ihren Projekten „Arbeit 2020 in NRW“ und „It’s OWL“ gezeigt, wie durch innovative Ansätze in den Betrieben Transformationsprozesse in diesem Sinne gemeinsam mit den Beschäftigten gestaltet werden können. 

Giesler: „Es lässt sich aber nicht alles einzelbetrieblich regeln. Darum brauchen wir eine landesweite Initiative von Politik, Unternehmen und Gewerkschaften, um die industrielle Zukunft NRWs zu sichern.“

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Pressestelle IG Metall Bezirksleitung NRW

* Mike Schürg, Mobil: 0170 – 3333 731

Roßstr. 94, 40476 Düsseldorf

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