Aktuelles Stahl
26/03/2019

Tarifergebnis angenommen

  • Die Tarifkommission stimmt über das Verhandlungsergebnis ab / 12 Fotos: Thomas Range

Die IG Metall-Tarifkommission für die nordwestdeutsche Stahlindustrie hat das Verhandlungsergebnis vom 17. März angenommen – einstimmig.

Sprockhövel, 26. März: Gut eine Stunde dauert die Aussprache zum Verhandlungsergebnis. 17 Mitglieder beteiligen sich. Sie berichteten aus den Betrieben, dort war in der vergangenen Woche ausführlich informiert und diskutiert worden.
„Die Laufzeit passt den allermeisten nicht“, sagt Ralph Winkelhane (HKM Duisburg, Foto 3), der neue Tarifvertrag gilt von Januar 2019 bis Februar 2021, also für 26 Monate. Diese Kritik äußerte auch Werner von Häfen (Thyssen-Krupp Steel Duisburg-Hüttenheim, Foto 4), zudem hätte sich manche mehr als 3,7 Prozent mehr Lohn und Gehalt gewünscht; trotzdem habe man dem Verhandlungsergebnis mehrheitlich zugestimmt.
Nils Knierim (Salzgitter Flachstahl, Foto 5) berichtet, dass man „viel Aufklärungsarbeit“ haben leisten müssen. Es sei zwar „super zeitnah“ über WhatsApp beispielsweise berichtet worden, aber es sei schwierig, mit wenigen Worten komplexe Sachverhalte zu erklären. So hätten viele nicht gewusst, dass die zusätzliche tarifliche Vergütung von1000 Euro jährlich gezahlt wird und tarifdynamisch ist, sprich sich mit jeder Tariferhöhung ebenfalls erhöht.
Klaus Wittig (Thyssen-Krupp Steel Duisburg-Hamborn, Foto 6) spricht sich dafür aus, „dass die Umwandlung der 1000 Euro in bis zu fünf freien Tagen den IG Metall-Mitgliedern vorbehalten bleiben“. Sollten viele Nichtmitglieder Geld in Zeit umwandeln wollen, kämen sonst nämlich weniger IG Metall-Mitglieder in den Genuss dieser Tarifleistung.
„Unsere Azubis laufen mit einem Lächeln durch die Halle“, berichtet Klaus Hering (Arcelor-Mittal Bremen, Foto 7). Bislang hätten sie, die gemeinsam mit Azubis aus der Metall- und Elektroindustrie die Schulbank drücken, „die blöde Frage“ gestellt bekommen, wie hoch denn ihre Ausbildungsvergütung sei (sie ist niedriger). Damit ist 2020 Schluss.
Zur Diskussion um die Laufzeit des Tarifvertrags sagt Hering: Früher, als nur eine Tariferhöhung gefordert wurde, sei’s klar gewesen, dass sich diese Forderung auf zwölf Monate bezogen habe. Heute fordere die IG Metall die Umwandlung von Geld in Zeit, Altersteilzeit oder Beschäftigungssicherung, da seien längere Laufzeiten durchaus sinnvoll.
Tekin Nasikkol (Thyssen-Krupp Steel Duisburg-Hamborn, Foto 8) lobt das Verhandlungsergebnis: „Das ist was Historisches“, sagt er und meint die 1000 Euro extra. „Wir haben das Urlaubsgeld in der Stahlindustrie durchgesetzt!“ Und ergänzt: „Das wird seine Wirkung erst noch entfalten.“
Erschrocken sei er von den Kommentaren in den sozialen Medien, sagt Nasikkol. Da schrecke manch einer auch vor persönlichen Beschimpfungen nicht zurück, zumal wenn er im Schutz der Anonymität agiere. Peter Trube, ebenfalls Thyssen-Krupp Steel Duisburg-Hamborn (Foto 9), hat beobachtet, dass wer das Verhandlungsergebnis schlecht rede, bei den Warnstreiks „nicht positiv in Erscheinung getreten ist“.
Beschäftigte von Vallourec staunten ungläubig, als das Verhandlungsergebnis bekannt wurde, berichtet Aylan Üstin (Foto 10), der SMS erhielt mit der Frage „Gilt das auch für uns?“ Zur Erklärung: Vallourec fährt Kurzarbeit. Üstin: „Da wird einem deutlich bewusst, wie wichtig ein Flächentarifvertrag ist, der für alle Betriebe gilt!“
Karl-Heinz Groening von Salzgitter Mannesmann Forschung in Duisburg (Foto 11) hat schon beim Stahlstreik von 1978 mitgemacht, für ihn ist die heutige Tarifkommissionssitzung die letzte. Er verabschiedet sich mit den Worten: „Haltet zusammen!“
IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer Knut Giesler (Foto 12)bedankt sich: „Wir sind verdammt gut durch die Tür gekommen – aber nur, weil ihr hervorragende Warnstreiks organisiert habt.“

Tags Stahl