Metall & Elektro Pressemitteilung
15/10/2020

Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie: Zeit und Geld für Zukunft

Die Tarifkommission für die Metall- und Elektroindustrie in Nordrhein-Westfalen hat heute intensiv über eine mögliche Forderung für die anstehende Tarifrunde diskutiert. Einhellige Meinung dabei war, dass die Tarifrunde einerseits einen Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Krise und zur Beschäftigungssicherung leisten und andererseits die Transformation in der Metall- und Elektroindustrie absichern muss.

„Ein Wahlmodell für eine Vier-Tage-Woche mit Teillohnausgleich wird darum eine Komponente unserer Forderung für die anstehende Tarifrunde sein. Wir brauchen eine zusätzliche Lösungsmöglichkeit zur Beschäftigungssicherung“, so Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer. Mit diesem Modell könnten Betriebe, in denen es Beschäftigungsprobleme gibt, die Arbeitszeit auf 32 Stunden in der Woche, verteilt auf 4 Tage, verkürzen. Wenn nur Teile eines Betriebes von Beschäftigungsabbau bedroht seien, sei es auch denkbar, dass nur in diesen Bereichen die Arbeitszeit verkürzt wird, so Giesler weiter. Außerdem könne dieses Modell dabei helfen, die Transformation in der Metall- und Elektroindustrie zu unterstützen.  Giesler: „Wir greifen mit diesem Vorschlag auch die in der Tarifrunde zu Beginn des Jahres geführte Diskussion auf, als es um die tarifpolitische Gestaltung der Transformationsherausforderungen ging. Viele Beschäftigte werden in Zukunft andere Tätigkeiten ausüben als heute. Dafür müssen sie qualifiziert werden. Vier Tage Arbeit und einen Tag Qualifizierung sind mit diesem Arbeitszeitmodell möglich.“

Um mittel- und langfristige Lösungen zur Gestaltung der Transformation zu finden, empfiehlt die Tarifkommission zudem, die begonnenen Verhandlungen zum Zukunftspaket, die im März aufgrund der Corona-Krise unterbrochen wurden, fortzusetzen. Giesler: „Corona hat in vielen Betrieben zu einer Beschleunigung der Transformation geführt. Damit ist unsere Forderung nach einem Zukunftspaket, das den Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge setzt, der zweite wichtige Baustein der nächsten Tarifrunde.“ Im Zukunftspaket soll geregelt werden, dass auf Verlangen der IG Metall Verhandlungen zu betrieblichen Zukunftstarifverträgen geführt werden müssen. Ziel dieser Zukunftstarifverträge sind zum Beispiel die Festlegung konkreter Investitions- und Produktperspektiven, Vereinbarungen über Maßnahmen zur Personalentwicklung und entsprechenden Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildung oder zum Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.

Die Tarifkommission hat auch über eine materielle Forderung diskutiert. Dabei wurde deutlich geäußert, dass ohne materielles Volumen Zukunft nicht gestaltet werden kann.

Giesler:“ Es gibt Betriebe in denen es nach wie vor gut läuft. Hier braucht es eine Entgeltentwicklung, die Kaufkraft stärkt und damit die Binnenkonjunktur belebt. Das ist aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtsituation dringend geboten. An anderen Stellen brauchen wir ein materielles Volumen, das Beschäftigung sichert, in dem es zum Beispiel zum Teilentgeltausgleich bei der 4-Tage-Woche eingesetzt wird.“ 

Vor diesem Hintergrund wird die IG Metall NRW in den kommenden Wochen intensiv weiter darüber diskutieren, wie unter Berücksichtigung der gesamtwirtschaftlichen Situation, der wirtschaftlichen Lage der Metall- und Elektroindustrie sowie der strukturellen Herausforderungen in der Branche die materielle Forderung für die Tarifrunde aussieht.

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