01/09/2005

Unternehmen sollen nicht klagen, sondern handeln

Der Mangel an Investitionen in Weiterbildung gefährdet mittelfristig den Arbeits- und Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen.

Detlef Wetzel, IG Metall-Bezirksleiter in Nordrhein-Westfalen: „Nur mit erheblich gesteigerten Weiterbildungsanstrengungen gibt es aussichtsreiche Wege aus der Arbeitslosigkeit. Wir brauchen keine Unternehmer, die über Fachkräftemangel klagen, aber selber nichts oder zu wenig tun. Nur wer aus- und weiterbildet, macht seinen Job richtig.“

Im internationalen Vergleich gibt es gravierenden Handlungsbedarf. Der künftige Personal- und Weiterbildungsbedarf wird nur in 24 Prozent der deutschen Unternehmen erfasst. Mit Platz 23 bildet Deutschland unter 25 beteiligten Ländern der letzten EU-Studie des Jahres 2000 fast das Schlusslicht. Beim ermittelten Weiterbildungsumfang lag Deutschland nur auf Platz 22. In der Weiterbildungsbeteiligung wurde nur Platz 16 erricht (BIBB, 05/2003).

Detlef Wetzel: „Wir brauchen den aktuellen schonungslosen ‚Pisa- Test für die Weiterbildung’. Nichts gefährdet mehr unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit als ein Rückstand an Weiterbildung in den Betrieben. Nur mit Kompetenz, nicht mit Billigarbeit, hat dieser Wirtschaftsstandort eine Zukunft. Andernfalls werden heute der Fachkräftemangel und die Arbeitslosigkeit von morgen programmiert.“

Nach Erkenntnissen der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wird bis zum Jahr 2010 der Fachkräfteanteil an allen Beschäftigten auf über 70 Prozent steigen müssen, von gut 64 Prozent im Jahr 1995.

Ihren Mitgliedern bietet die IG Metall deshalb mit dem Job-Navigator ein Instrument zur erfolgreichen beruflichen Orientierung. Beratungshilfen für Betriebsräte ergänzen das Angebot. Dabei soll es nicht bleiben.

Detlef Wetzel: „Auch die Tarifpolitik muss das Thema anpacken. Besonders diejenigen, denen Zugänge zur Weiterbildung noch verschlossen bleiben, brauchen bessere Rahmenbedingungen“

Nur 15 Prozent der An- und Ungelernten und 30 Prozent der Facharbeiter sind bisher an Weiterbildung beteiligt. Bei qualifizierten oder leitenden Angestellten liegt die Quote über 50 Prozent.

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