11/04/2006

70 000 Beschäftigte aus 710 Betrieben im Warnstreik

Heute haben sich in Nordrhein-Westfalen fast 70 000 Beschäftigte aus 710 Betrieben an den Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie beteiligt.

Landesweit fanden weit mehr als 60 Kundgebungen und Demonstrationen sowie hunderte betriebliche Streikversammlungen statt. In den von Warnstreiks betroffenen Betrieben ruhte für ein bis drei Stunden die Arbeit.

Detlef Wetzel, IG Metall-Bezirksleiter in NRW: „Diese hohe Beteiligung an Warnstreiks hat es in Nordrhein-Westfalen noch nicht gegeben, fast 180 000 Menschen aus über 1400 Betrieben in den zehn Tagen seit Ende der Friedenspflicht. Den Arbeitgebern muss spätestens jetzt klar sein, entweder sie bewegen sich endlich oder Ende April folgen Urabstimmung und Streik. Die 1,2 Prozent-Provokation, die sie uns bisher bieten, bedeutet Reallohnverlust. Produktivitätsfortschritt und Ertragssteigerung sind nicht nur für die Anteilseigner da. Die Beschäftigten haben dafür gearbeitet. Jetzt müssen die Ergebnisse auch bei ihnen ankommen.“
Auch in der 5. Verhandlungsrunde haben sich die Arbeitgeber heute nicht bewegt.
Für die IG Metall geht es in dieser Tarifrunde sowohl um die Forderung nach 5 Prozent mehr Einkommen als auch um einen Tarifvertrag zu Qualifizierung und Innovation.

Detlef Wetzel: „Wir wollen Beschäftigungssicherheit. Qualifizierung und Innovation sind der Schlüssel dafür. Wir wollen, dass in den Betrieben der Branche nicht länger jährlich 26 000 Arbeitsplätze deshalb verloren gehen, weil an diesen Schlüsselstellen zu wenig getan wird. Die IG Metall entlässt die Arbeitgeber nicht aus ihrer Verantwortung. Ein gemeinsamer Tarifvertrag zu Qualifizierung und Innovation ist das wirksamste Instrument der Beschäftigungssicherung.“
Die IG Metall hat in einer eigenen Erhebung festgestellt, dass allein in Nordrhein-Westfalen jährlich 26 000 Arbeitsplätze verloren gehen, weil in den Betrieben Lücken bei der Innovation, der Qualifizierung der Beschäftigten und bei der Umstellung auf veränderte Anforderungen der Märkte nicht rechtzeitig geschlossen werden.

Bei dem heutigen, verhandlungsbegleitenden Aktionstag gab es Warnstreiks mit Demonstrationen und Kundgebungen in allen Landesteilen.
· In Gelsenkirchen begann um 6.30 Uhr die Demonstration. Auf der anschließenden Kundgebung gegen 7 Uhr auf dem Schalker Markt sprach der IG Metall-Verhandlungsführer Detlef Wetzel zu den mehr als 1000 Warnstreikenden aus 15 Betrieben.
· In Gevelsberg kamen 1200 Beschäftigte aus 24 Betrieben zur Kundgebung auf dem Vendomer Platz.
· In Remscheid fand die Kundgebung um 13 Uhr auf dem Platz vor der Stadtkirche mit 600 Beschäftigten statt. In Solingen fand zur gleichen Zeit die Kundgebung mit 700 Beschäftigten an der Clemensgalerie statt. Zusammen waren in beiden Orten 30 Betriebe beteiligt. Dort hieß das Motto: „Für einen Appel und ein Ei sind wir nicht zu haben.“
· In Dinslaken beteiligten sich insgesamt 1100 Beschäftigte aus 10 Betrieben an den Warnstreiks sowie den drei Kundgebungen in Dinslaken und Alpen.
· In Bielefeld fanden vier Kundgebungen mit insgesamt 3200 Beschäftigten statt. Warnstreiks gab es unter anderem bei Miele, MHP, ZF Sachs sowie Thyssen-Krupp.
· An der Kundgebung sowie weiteren betrieblichen Aktionen in Münster beteiligten sich insgesamt 500 Beschäftigte aus 11 Betrieben.
· In Wuppertal gingen in 2 Demonstrationen mit Kundgebungen insgesamt 1900 Beschäftigte auf die Straßen.
· In Paderborn beteiligten sich 2000 Warnstreikende von Hella, Benteler, Claas und weiteren Betrieben an zwei Demonstrationszügen durch die Innenstadt zur abschließenden Kundgebung am Western Tor.
· 1500 Warnstreikende ließen in Dortmund in 23 Betrieben u.a. von Wilo, Siemens-VDO, Rothe Erde und KHS die Arbeit ruhen. An der Kundgebung vor dem regionalen Arbeitgeberverband beteiligten sich 600 Beschäftigte.
· In Köln, Düren und Stolberg fanden Autokorsos statt.
· In Plettenberg kamen 600 Beschäftigte aus 25 Betrieben zur zentralen Kundgebung.
Weitere Warnstreiks, Demonstrationen und Kundgebungen gab es in Aachen, Arnsberg-Hüsten, Bocholt, Bochum, Bonn-Rhein-Sieg, Düsseldorf-Neuss, Duisburg, Essen, Gummersbach, Gütersloh, Hamm, Herford, Herne, Köln, Krefeld, Leverkusen, Lüdenscheid, Minden, Mönchengladbach, Mülheim, Oberhausen, Olsberg, Olpe, Recklinghausen, Rheine, Siegen, Stolberg, Unna, Velbert, Werdohl-Iserlohn, Witten und zahlreichen weiteren Orten in NRW.
Morgen werden weitere Warnstreiks in Detmold und Hagen stattfinden. In Schwerte ist um 10 Uhr eine Kundgebung auf dem Postplatz geplant.

Als nächster Verhandlungstermin wurde der 18.04.2006, 14 Uhr, im Lindner Congress Hotel, Emanuel-Leutze-Str. 17, 40547 Düsseldorf vereinbart.

Wolfgang Nettelstroth
IG Metall-Bezirksleitung Nordrhein-Westfalen
Roßstraße 94, 40476 Düsseldorf
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