Sehr hohe Beteiligung in ganz Nordrhein-Westfalen
10 000 Beschäftigte aus 286 Betrieben des Kfz-Handwerks in Nordrhein-Westfalen beteiligten sich heute an den Warnstreiks. In zahlreichen Städten sind die Kraftfahrzeughandwerker zu Demonstrationen und Kundgebungen auf die Straße gegangen.
Mit ihren Aktionen wenden sie sich gegen die Arbeitgeber, die auf ihrer morgigen Verbandsversammlung über ihren Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag entscheiden wollen. Auch Beschäftigte aus Schleswig-Holstein, Brandenburg und Sachsen beteiligten sich an den Demonstrationen. Denn bundesweit haben die Arbeitgeber mit ihren Ankündigungen erhebliche Unruhe in die Betriebe getragen.
Berthold Huber, 2. Vorsitzender der IG Metall, erklärte bereits gestern Abend in Dortmund: „In Nordrhein-Westfalen, aber auch bundesweit, wollen sich die Arbeitgeber im Kfz-Handwerk aus den Verpflichtungen des Flächentarifvertrags stehlen. Nicht nur die Lohnsteigerung, auch Ansprüche wie Urlaub, Arbeitszeit, Sonderzahlungen und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall stellen sie zur Disposition. Es geht ums Ganze. Die Arbeitgeber drohen, das Tarifsystem und damit die Grundlage der Arbeitsbeziehungen im Kfz-Handwerk zu zerstören. Deshalb ist dieser Tarifkonflikt eine Angelegenheit der gesamten IG Metall.“
Zur Kundgebung heute um 14 Uhr in Dortmund versammelten sich 450 Beschäftigte aus 24 Betrieben in Dortmund und Hagen auf dem Reinoldiplatz. Detlef Wetzel, IG Metall-Bezirksleiter in NRW, sagte auf der Kundgebung: „Nur der Flächentarifvertrag ist fair für alle. Die sehr hohe Beteiligung an den Warnstreiks zeigt, dass die Beschäftigten bereit sind, dafür zu streiten. Wir fordern die Arbeitgeber auf, mit uneingeschränktem Mandat wieder an den Verhandlungstisch zurück zu kehren. Verträge zwischen zwei Pappdeckeln und innen ohne Wert, darauf können wir verzichten. Lohn, Arbeitszeit, Urlaub und Weihnachtsgeld nach Tarif sind keine überflüssiges sozialpolitisches Brauchtum, wie manche Arbeitgeber sich das vorstellen. Unsere Leute wissen: Tarif gibt’s nur aktiv, mit einer starken IG Metall.“
Landesweit haben sich die Beschäftigten des Kfz-Gewerbes an Warnstreiks, Demonstrationen und Kundgebungen beteiligt.
In Köln demonstrierten 1200 Beschäftigte aus 17 Betrieben auf der Domplatte. Zuvor war es zu Kundgebungen vor zwei großen Autohäusern gekommen.
In Bielefeld zogen 400 Beschäftigte aus zwölf Betrieben vom Jahnplatz durch die Altstadt zur Kundgebung, die um fünf vor 12 Uhr vor der Geschäftstelle der Handwerksinnung stattfand.
In Bochum beteiligten sich 400 Beschäftigte aus 14 Betrieben an den Warnstreiks. An der Kundgebung um 12 Uhr vor der Innung beteiligten sich auch Beschäftigte aus Betrieben in Herne.
In Düsseldorf begannen die Warnstreiks bereits um 8.45 Uhr bei BMW. Andere Betriebe kamen hinzu. Ab 11 Uhr beteiligten sich 400 Beschäftigte aus neun Betrieben an der anschließenden Kundgebung vor der Düsseldorfer Kfz-Innung.
800 Beschäftigte aus 23 Betrieben demonstrierten in Duisburg für den Bestand ihrer Flächetarifverträge und einen fairen Tarifabschluss.
In Essen flogen „Argumente statt Tarifverträge“ während der Kundgebung mit 800 Beschäftigten aus 14 Betrieben vor der dortigen Kreishandwerkerschaft. Die Kundgebungsteilnehmer ließen Ballons mit guten Argumenten aufsteigen. Beteiligt waren auch 100 Beschäftigte aus Betrieben in Holstein, Niedersachsen und Hamburg.
In Gelsenkirchen findet am Nachmittag ein Autokorso statt. Die Kundgebung mit Werner Birkhahn, IG Metall-Verhandlungsleiter für das Kfz-Gewerbe, findet anschließend vor dem Gewerkschaftshaus statt.
In Gevelsberg stellten Beschäftigte heute Vormittag vor einem Kfz-Betrieb ein Auto ohne Räder ab, frei nach dem Motto „Kfz´ler ohne Tarifvertrag sind wie Autos ohne Räder“.
In Recklinghausen hatten bereits gestern 120 Beschäftigte vor der Innung demonstriert. Sie nahmen die Zusage mit, dass die örtliche Innung auch künftig Tarifpartner der IG Metall bleiben will.
Im Siegerland kamen 400 Beschäftigte aus acht Betrieben bereits am frühen Morgen zur einstündigen Kundgebung nach Wilnsdorf.
Auch in Aachen, Bocholt, Bonn, Detmold, Dinslaken, Düren, Düsseldorf, Gevelsberg, Gütersloh, Hagen, Hamm, Herford, Krefeld, Leverkusen, Lüdenscheid, Minden, Mönchengladbach, Mülheim, Münster, Oberhausen, Oelde, Olsberg, Paderborn, Remscheid, Rheine, Stolberg, Unna, Wuppertal und zahlreichen weiteren Orten in Nordrhein-Westfalen gab es Warnstreiks, vielfach mit Demonstrationen und Kundgebungen.
Werner Birkhahn, IG Metall-Verhandlungsführer: „Wir können schon ab übermorgen weiter verhandeln. Die Arbeitgeber müssen aber mit uneingeschränkter Vollmacht an den Verhandlungstisch zurückkehren.“
Die IG Metall fordert in den Tarifverhandlungen die Erhöhung der Löhne und Gehälter für die 85.000 Beschäftigten der Branche um fünf Prozent für zwölf Monate ab dem 1. März 2007. Die Friedenspflicht ist Ende Februar ausgelaufen.
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Wolfgang Nettelstroth, Pressesprecher
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