1200 Beschäftigte fordern faire Tarifbedingungen im Kfz-Handwerk
Rund 1200 Betriebsräte, Vertrauensleute und Beschäftigte aus Betrieben des Kfz-Handwerks in Nordrhein-Westfalen haben mit ihrer heutigen Aktionskonferenz in Essen das Startzeichen für massive Warnstreiks in der kommenden Woche gesetzt.
In der Zeit vom 12. bis 14. März wird es damit landesweit in den Betrieben der Branche Arbeitsniederlegungen geben. In mehreren Städten werden Demonstrationen und Kundgebungen stattfinden.
Die IG Metall fordert in der Tarifrunde die Steigerung der Einkommen um fünf Prozent. Die Arbeitgeber wollen die unbezahlte Ausweitung der Arbeitszeit auf 40 Stunden und zahlreiche Streichungen von Ansprüchen aus dem von Arbeitgeberseite gekündigten Manteltarifvertrag. Ihr Angebot einer zweiprozentigen Einkommenserhöhung soll nur in Verbindung mit der Arbeitszeitausweitung gelten.
Detlef Wetzel, 2. Vorsitzender der IG Metall: „Hier geht es ums Ganze. Die Arbeitgeber sind dabei, die Tarifbindung aufzukündigen. Zudem wollen sie unbezahlte Ausweitungen der Arbeitszeit und die Streichung gesicherter Tarifrechte. Wir werden nicht zulassen, dass die Beschäftigten ihren tarifvertraglichen Schutz verlieren und damit der ungehemmte Wettlauf um schlechteste Arbeitsbedingungen und niedrigste Löhne eröffnet wird. Das haben wir bereits vor einem Jahr bewiesen, als über 10 000 Warnstreikende in Nordrhein-Westfalen für dieses Bundesland den Erhalt der Tarifbindung und den neuen Tarifvertrag durchgesetzt haben. Dieser Erfolg macht Schule. 10 000 neue Mitglieder haben wir seitdem bundesweit im Kfz-Handwerk gewonnen, über 4000 allein in NRW. Ich fordere die Spitze des Zentralverbandes des Kfz-Handwerks auf: Kommen Sie endlich ihrer Verantwortung nach und halten Sie die austrittswilligen Innungen zur Umkehr an."
Nach drei Verhandlungsrunden in Nordrhein-Westfalen zeigen die Arbeitgeber noch keinerlei Bereitschaft einer Abkehr von ihrer verhärteten Position.
Oliver Burkhard, Bezirkleiter der IG Metall Nordrhein-Westfalen: „Was die Arbeitgeber derzeit planen, das ist der ganz brutale Griff in die Taschen der Beschäftigten. Bis zu 14,3 Prozent ihres Einkommens soll sie allein die Arbeitszeitausweitung kosten, bis zu 3000 Euro würden sie im Jahr verlieren. Auf jedem sechsten bis siebten Arbeitsplatz droht den Beschäftigten der Jobverlust, weil andere durch ihre Mehrarbeit die Aufgaben mit übernehmen würden. Auszubildenden bliebe die Übernahme verwehrt. Wer so mit seinen Beschäftigten, den hoch qualifizierten Fachkräften und dem Nachwuchs umgeht, der untergräbt die Zukunftsaussichten einer ganzen Branche. Alle Beschäftigten rufen wir deshalb auf, mit ihrer Beteiligung an den Warnstreiks bei den Arbeitgebern für die Rückkehr zur Vernunft zu sorgen. Wir werden es nicht hinnehmen, dass die Beschäftigten einer ganzen Branche von der guten wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt werden.“
In Hessen konnten sich zwischenzeitlich die IG Metall und die Arbeitgeber für das Kfz-Gewerbe auf ein Verhandlungsergebnis verständigen. Ab dem 1. April wird es für eine Laufzeit von 26 Monaten in drei Stufen mehr Geld geben. Bis zum Ende der Laufzeit steigen damit die Einkommen um insgesamt 6,5 Prozent. Weiterhin gilt dort unverändert der Flächentarifvertrag und der bestehende Manteltarifvertrag.
Werner Birkhahn, IG Metall-Verhandlungsleiter für das Kfz-Gewerbe NRW: "Was dort möglich ist, dass muss mindestens auch in Nordrhein-Westfalen machbar sein. Hessen ist nicht Lichtenstein. In Hessen herrschen dieselben Wettbewerbsbedingungen wie in NRW. Aber hier sitzen die Scharfmacher, dort gibt es die Besonnenen."
Zusätzlich zur Forderung nach fünf Prozent mehr Geld hat die IG Metall den Arbeitgebern angeboten, durch einen neuen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung einen verbindlichen Rahmen für betriebsspezifisch erforderliche Lösungen zum Erhalt von Arbeitsplätzen zu schaffen und weitere Flexibilisierungen der Arbeitszeit mitzugehen. Ein neuer Verhandlungstermin steht bisher noch nicht fest.
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Wolfgang Nettelstroth, Pressesprecher
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