27/01/2008

Werksschließungspläne kritisiert - Alternativen eingefordert

In der heutigen Versammlung von über 2000 Beschäftigten des Bochumer Nokia-Werks im RuhrCongress Bochum wurde der Vorstand von Nokia massiv für die Entscheidung zur Werksschließung kritisiert.

Die Beschäftigten machten ihrer tief greifenden Enttäuschung Luft. Mit beißender Kritik diskutierten sie über drei Stunden die Schließungsabsicht sowie den Weg der Verkündigung. Deutlich wurden die tiefen Wunden, die damit in die propagierte familiäre Unternehmenskultur gerissen wurden, die das aufgestellte Unternehmensleitbild „very human“ (sehr menschlich) völlig konterkariert.

Gisela Achenbach, Betriebsratsvorsitzende im Bochumer Werk: „Der Stern von Nokia ist massiv angekratzt und verbeult. Nokia hat es aber immer noch in der Hand, mit einer neuen Entscheidung für den Standort Bochum wieder für neuen Glanz zu sorgen.“ An den Vorstand in Finnland gerichtet sagte sie: „So wie ihr es jetzt macht, macht ihr Nokia kaputt“. Dem Vorstand warf sie vor, den achten Schritt vor dem ersten zu machen, erst die Schließungsabsicht zu verkünden und dann über die Folgen nachzudenken, statt vorher mit den Beschäftigten, den Betriebsräten und der IG Metall nach Alternativen zu suchen.

Gisela Achenbach erklärte unter tosendem Beifall der Beschäftigten, gerichtet an Olli-Pekka Kallasvuo, den in Bochum heute nicht anwesenden Vorstandsvorsitzenden: „Heute hättest du hier sein müssen. Dir muss klar sein, wir wehren uns nicht nur in Bochum, wir wehren uns in der ganzen Stadt und im ganzen Land.“
In annähernd hundert Diskussionsbeiträgen und unzähligen Zwischenrufen wurde sehr kritisch hinterfragt, warum keine Alternativen zur Standortsicherung von der Konzernleitung und der Werksleitung entwickelt werden. Kritisiert wurde, dass es bis heute keinen Ansatz dazu gibt.

Ulrike Kleinebrahm, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Bochum: „Wir haben auch heute keinen einzigen vernünftigen Grund erfahren, warum der Standort geschlossen werden soll. Es gibt keine einzige Zahl, die belegt, warum der Standort nicht wettbewerbsfähig sein soll.“ Auf ihre Frage zur Prüfung von Alternativen für die Produktion, die Forschung und Entwicklung am Standort in Bochum blieb die anwesende Werksleitung jeden Ansatz einer glaubwürdigen Antwort schuldig.

Bestärkt durch die heutige Betriebsversammlung werden Betriebsrat und IG Metall in der kommenden Woche mit einem umfassenden Fragenkatalog auf die Unternehmensspitze zugehen, um die Schließungsabsicht zu hinterfragen und künftige Standortentwicklungen zu erarbeiten. Weitere Aktionen der Solidarität, wie eine für den 10. Februar vorgesehene Menschenkette, sind geplant. Am kommenden Mittwoch werden sich in Brüssel - koordiniert durch den EMB (Europäischer Metallgewerkschaftsbund) - die IG Metall, der Nokia-Betriebsrat und die Betriebsräte der europäischen Standorte von Nokia zur Abstimmung ihrer weiteren Zusammenarbeit treffen.

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Wolfgang Nettelstroth, Pressesprecher
IG Metall-Bezirksleitung NRW
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