23/03/2014

Ehrenamt? Ehrensache!

„Ihr gebt der IG Metall ein Gesicht“, sagte IG Metall-Vize Jörg Hofmann (Foto) zu den 120 Teilnehmern der Impulstagung Ehrenamt am 21./22. März in Sprockhövel. Er meinte nicht nur sie, sondern alle 110.000 Mitglieder, die ehrenamtlich in der IG Metall aktiv sind.

Die Öffentlichkeit wisse kaum etwas über das ehrenamtliche Engagement der IG Metall-Mitglieder, sagte Hofmann. „Wir sollten öfter darüber reden, was wir leisten“, im Freundeskreis, am Stammtisch oder im Verein. Nach dem Motto "Tue Gutes und rede drüber". Hofmann: „Das macht uns auch für Neumitglieder attraktiv.“

Gewerkschaftliches Engagement genieße leider weniger Anerkennung als die Betätigung im Verein oder in der Kommunalpolitik. Die Betriebsratswahlen beispielsweise fänden in der Tagesschau nicht statt: „Die Bürgergesellschaft blendet die Betriebsgesellschaft aus.“

An die Adresse der IG Metall-Sekretäre (Hauptamtliche) sagte der Zweite Vorsitzende, sie sollten das Ehrenamt stärker wertschätzen. Die Einstellung „nichts gesagt ist gelobt genug“, sei überholt. „Die IG Metall kann ohne ehrenamtliches Engagement nicht erfolgreich sein!“

In der Beschäftigtenbefragung der IG Metall von 2013 haben 15 Prozent der 500.000 Befragten angeben, sich stärker in der IG Metall einbringen zu wollen; sie wollen nicht nur über Diskussionen, Entscheidungen und Ergebnisse informiert, sondern daran beteiligt werden. An die Betriebsräte appellierte Hofmann, die gewerkschaftlichen Vertrauensleute öfter als Sachverständige in die Arbeit der Interessenvertretung einzubeziehen. Ehrenamtliche zu aktivieren ist eine von 13 Kernaufgaben jeder Verwaltungsstelle der IG Metall.

Eine Tagung für, mit und von Ehrenamtlichen

Wie gut ihr das tut, hat die Impulstagung Ehrenamt gezeigt. Sie wurde nicht in erster Linie für, sondern von Ehrenamtlichen vorbereitet und gestaltet. Jenifer Schade (Stolberg) und Elisabeth Rutz (Gütersloh) moderierten zum Beispiel die Tagung, Benji Azizoglu (Bielefeld) und René Freitag (Wuppertal) fotografierten sie.

Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ präsentierten Ehrenamtliche ihre Arbeit. Was selbst Kenner überrascht hat: Es gibt 17 (siebzehn) Möglichkeiten, in der IG Metall ehrenamtlich aktiv zu sein; wahrscheinlich sogar noch mehr, 17 wurden aber im IG Metall-Bildungszentrum Sprockhövel vorgestellt: Man kann als Werber tätig sein, als Vertrauensmann oder Vertrauensfrau, als Delegierter oder Mitglieder einer Tarifkommission, man kann sich im Arbeits- und Gesundheitsschutz gewerkschaftlich engagieren, als Ausbilder und Prüfer, als Angestellter, in der Jugendvertretung, im Frauenausschuss, im Migrationsausschuss, als Bildungsberater oder Referent und als ehrenamtlicher Richter (10 von 17 „Steckbriefen“ siehe unten).

Viel gelernt: besser auftreten, argumentieren und berichten

In acht Workshops erfuhren die Aktiven am Samstagvormittag, welche rechtliche Grundlage ihre Arbeit im Betrieb hat („Was dürfen wir eigentlich?“, wie man schwierige Gespräche mit ausgetretenen Mitgliedern führt, wie Versammlung „einmal anders“, nämlich kreativ gestaltet werden können, wie man trotz Lampenfiebers gut auftritt („On Stage“), wie man gezielt Mitstreiter findet („Gemeinsam statt einsam“) und schlagfertig argumentiert („Nie wieder sprachlos“), wie man Facebook nutzt und Öffentlichkeitsarbeit stets mitdenkt („Tue Gutes und schreibe drüber“).

IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler warb für ein neues Verständnis von ehrenamtlicher Arbeit: Ein Ehrenamt könne genügen, niemand solle mit Ämtern überhäuft werden oder sich überfordern. Und niemand müsse – wenn er oder sie es nicht wolle – lebenslänglich aktiv sein; die Zeit bestimme jeder und jede selbst.

In der Schlussrunde bedauerten mehrere Teilnehmer (die Jüngste war unter 20, der Älteste über 70), dass die Veranstaltung nur von Freitagnachmittag bis Samstagmittag dauerte. Knut Giesler sagte zu: „Wir werden sie nächstes Jahr wiederholen.“ Norbert Meurer (Bonn-Rhein-Sieg) sprach aus, was wahrscheinlich viele empfunden haben: „Es waren zwei sehr schöne Tage!“

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