29/01/2015

22 000 Beschäftigte beteiligten sich an den Warnstreiks

Mit Warnstreikaktionen in ganz Nordrhein-Westfalen reagierten die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie auf das unzureichende Angebot der Arbeitgeber vom 27. Januar 2015.

Die Arbeitgeber bieten zu wenig Geld. Die Altersteilzeit wollen sie halbieren und beschränken, die Bildungsteilzeit wollen sie gar nicht. In 123 Betrieben legten die Beschäftigten ihre Arbeit nieder und versammelten sich zu Kundgebungen, um damit auf die Provokation der Arbeitgeber zu reagieren.

IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler sprach vor der Siemens AG in Bocholt zu den Warnstreikenden: „Wenn wir nicht in dieser Tarifrunde eine passende Lösung zu dem Thema Altersteilzeit finden, ist die Altersteilzeit Geschichte. Wir müssen jetzt mit vollem Einsatz für den verlässlichen und gerechten Tarifvertrag zur Altersteilzeit streiten. Andernfalls würde ab dem 1. April 2015 niemand mehr diesen vorzeitigen Weg in die Rente nutzen können. Das Verhalten der Arbeitgeber in den bisherigen Verhandlungen löst erhebliche Wut und Enttäuschung bei unseren Mitgliedern aus. Das zeigt sich in den heutigen Protesten.“

Der jetzt noch gültige Tarifvertrag zur Altersteilzeit regelt bis zum Ende seiner Laufzeit am 31. März 2015, dass bis zu vier Prozent der Beschäftigten eines Betriebes Anspruch auf bis zu sechs Jahren Altersteilzeit haben, mit einer sowohl vom Arbeitgeber als auch vom Arbeitnehmer zu finanzierenden Freistellungsphase von bis zu drei Jahren. Giesler: „Die Ankündigung, die Altersteilzeit auf zwei Prozent der Beschäftigten zu reduzieren und auf besonders Belastete zu beschränken, verstehen unser Mitglieder als Ansage zu purer Willkür. Es kann schließlich nicht sein, dass nur noch gehen darf, wer aus Arbeitgebersicht sowieso völlig ausgedient hat, wer schlicht zum alten Eisen sortiert wird.“

Jörg Hofmann, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, wandte sich an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern der Kölner Ford-Werke: „Die Haltung der Arbeitgeber ist ein grobes Foul gegen die Gerechtigkeit. Deshalb zeigen wir ihnen heute die Rote Karte in Köln und in vielen anderen Städten. Für uns wird es keinen Tarifabschluss ohne die zwei Themen Alters- und Bildungsteilzeit geben. Weiterbildung ist ein konkreter Beitrag für mehr Fachkräfte, über dessen Mangel sich die Arbeitgeber ständig beklagen. Altersteilzeit gibt Jungen die Chance, in die Betriebe zu kommen und Älteren die Möglichkeit, gesund in Rente zu gehen. Das muss auch in Zukunft so sein."

Die Forderung der IG Metall beläuft sich auf eine Steigerung der Entgelte um 5,5 Prozent und verbindlichen Regelungen zur Alters- und Bildungsteilzeit.

Die größten Kundgebungen in Nordrhein-Westfalen gab es heute bei den Kölner Ford-Werken, vor der Siemens AG in Bocholt sowie in Lohmar.

Warnstreiks im Überblick:

• Nachtwarnstreikaktionen:

In Attendorn, Iserlohn, Bielefeld, Burscheid, Köln, Langenfeld, Rietberg und Paderborn beteiligten sich insgesamt rund 3000 Beschäftigte. In Paderborn sprach IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler.

• IG Metall Aachen:

500 Beschäftigte der Philips-Betriebe zogen durch die Hallen auf dem Werksgelände.

• IG Metall Bocholt:

2000 Beschäftigte aus allen Bocholter Betrieben der Metall- und Elektroindustrie zogen in einem Demonstrationszug vor das Gelände der Siemens AG in Bocholt. In Bocholt sprach IG Metall-ezirksleiter Knut Giesler zu den Warnstreikenden.

Emmerich: Rund 150 Warnstreikende legten in den Betrieben Probat und Deutsche Gießdraht GmbH für eine halbe Stunde die Arbeit nieder.

• IG Metall Bonn-Rhein-Sieg:

Lohmar: Sternmarsch von über 1100 Beschäftigten der Betriebe GKN Walterscheid, Eaton Industries, Eaton LP, Mannstaedt, Reifenhäuser-Gruppe, HSP Hochspannungsgeräte, MaxionWheels, ABB, ZF Friedrichshafen Eitorf zum Frouardplatz in Lohmar.

• IG Metall Gütersloh-Oelde:

Ahlen: Demonstrationszug von 500 Warnstreikenden der Betriebe WPC, Renner, Geringhoff, Reflex, WMT, Leifeld, Schmitter Chassis zum Marienplatz in Ahlen.

Rietberg: Demonstrationszug von 450 Warnstreikenden der Betriebe Lear, Kuper, WP Kemper, Rietberg Werke, Upmann, provitis, AKE Knebel zum Rathausplatz in Rietberg.

Oelde: Demonstrationszug von 500 Warnstreikenden der Betriebe GEA IT Services, GEA Westfalia, Haver und Böcker, Venti, Gloria, Hammelmann, Tigges, Beumer, Lissmac, TK IS, Zumbült zum Hermann-Johenning-Platz in Oelde.

• IG Metall Hagen:

Schwerte: Kundgebung mit rund 450 Beschäftigten der Betriebe Hoesch, Schwerter Profile und Walter Hundhausen auf dem Postplatz in Schwerte.

• IG Metall Köln-Leverkusen:

Köln: Rund 10 000 Beschäftigte der Früh- und Spätschicht der Kölner Fordwerke sowie des Ford Entwicklungszentrums legten für mehrere Stunden die Arbeit nieder und versammelten sich vor dem Werkstor. Zu den Warnstreikenden sprach Jörg Hofmann, Zweiter Vorsitzender der IG Metall.

• IG Metall Märkischer Kreis:

Lüdenscheid: Kundgebungen mit rund 350 Teilnehmern vor den Betrieben Plate, Hueck, Phönix.

Hemer: Warnstreikaktion von rund 350 Beschäftigten bei Grohe.

• IG Metall Münster:

Senden: Warnstreik und Kundgebung von rund 50 Beschäftigten der Langguth GmbH in Senden.

Telgte: Warnstreik und Kundgebung von rund 100 Beschäftigten der August-Winkhaus GmbH in Telgte.

• IG Metall Olpe

Attendorn: Über 200 Warnstreikende der Unternehmen Kirchhoff und Beulco legten für rund eine Stunde die Arbeit nieder.

• IG Metall Recklinghausen

Bottrop: Kundgebung mit rund 360 Warnstreikenden der drei Betriebe der Benteler-Rothrist AG vor dem Werkstor. Der Betrieb ruhte für rund zwei Stunden.

• IG Metall Remscheid-Solingen

Radevormwald: Betriebliche Warnstreikaktion mit rund 150 Teilnehmern bei KSM Castings Group GmbH in Radevormwald.

• IG Metall Wuppertal:

Wuppertal: Arbeitsniederlegung von über 2800 Beschäftigten in 26 Wuppertaler Betrieben, unter anderem Vorwerk Elektrowerke, KSM Castings, Hühoco, Stahl Wille, Knipex, Böddecker, Robert Schröder und Draka. Die Warnstreiks dauerten rund eine Stunde.

Die dritte Tarifverhandlung findet am 6. Februar 2015 in Mülheim an der Ruhr statt.

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Annika Leenen

IG Metall-Bezirksleitung NRW

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