Betriebsräte: Werkverträge ersetzen immer mehr Stammarbeitsplätze
Anlässlich des heutigen bundesweiten IG Metall Aktionstags gegen den Missbrauch von Werkverträgen erklärt Knut Giesler, Leiter des IG Metall Bezirks Nordrhein-Westfalen: „Eine Befragung unter Betriebsratsvorsitzenden in NRW belegt, dass Unternehmen immer häufiger Werkverträge einsetzen, um dadurch Lohndumping durchzusetzen. Sie schaffen mit dieser Art der prekären Beschäftigung betriebsratsfreie und tariflose Zonen in zentralen Bereichen der Wertschöpfung.“
Nach der aktuellen Umfrage der IG Metall, an der sich rund 860 Betriebsratsvorsitzende in NRW beteiligt haben, nutzen Unternehmen immer öfter das Instrument von Werkverträgen. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen (71 Prozent) kaufen Leistungen bei anderen Firmen ein. In 37 Prozent der Betriebe werden Tätigkeiten aus dem Bereich der Produktion vergeben; in 12 Prozent aus dem Bereich der Forschung und Entwicklung und in 23 Prozent aus dem Bereich der Logistik. In über der Hälfte der Fälle (53 Prozent) arbeiten die Beschäftigten in diesen Werkvertragsfirmen zu schlechteren Bedingungen als ihre Kollegen, die fest angestellt sind.
"Die Zahlen belegen, dass Werkverträge in den Unternehmen zum neuen Standard werden und tarifvertragliche Regelungen untergraben. Zudem wird deutlich, dass Werkverträge inzwischen die Kernbereiche der Wertschöpfungskette in den Unternehmen betreffen. Entwicklung, Logistik, Produktion – da wird für den kurzfristigen Gewinn durch Reduzierung von Personalkosten zentrales Knowhow nach außen vergeben. Das kann langfristig nicht zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens führen.“
Die Ergebnisse der Befragung zeigen außerdem, dass in den letzten drei Jahren in fast einem Viertel der Unternehmen (22 Prozent) eine Zunahme von Werkverträgen stattgefunden hat. Die meisten Arbeitgeber verweigern freiwillige Regeln zum Einsatz von Werkverträgen. 71 Prozent der Unternehmen setzen Werkverträge ein. Gleichzeitig ist es den Betriebsräten in nur vier Prozent der Unternehmen gelungen, das Thema in einer Betriebsvereinbarung zu regeln. „ Auch diese Zahlen machen deutlich, dass es an einem guten gesetzlichen Rahmen mangelt, auf dessen Grundlage Betriebsräte aktiv werden können“, so Knut Giesler.
In diesem Zusammenhang fordert Giesler die Bundesregierung auf, endlich mit gesetzlichen Regelungen Ordnung auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen. "Der Missbrauch von Werkverträgen muss unterbunden werden. Dazu braucht es bessere Informationspflichten und mehr Mitwirkungsrechte der Betriebsräte in den Einsatzbetrieben", forderte der Bezirksleiter der IG Metall NRW. Außerdem seien klare Kriterien notwendig, um Werkverträge etwa gegenüber der Leiharbeit und der Soloselbständigkeit abzugrenzen. „ Wir brauchen auch die Pflicht des Arbeitgebers, den Betriebsrat über eingesetzte Werkverträge und den beauftragten Betrieb zu informieren sowie darüber, ob es dort einen Betriebsrat gibt, ob und welche Tarifverträge dort gelten. Zudem fordert die IG Metall die konkrete Mitbestimmung der Betriebsräte bei Outsourcing“, sagte der Gewerkschafter.
Mike Schürg
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