14/09/2015

IG Metall-Chef kritisiert Arbeitgeberpräsident in Flüchtlingsfrage

"Integrieren durch qualifizieren!" Unter diesem Motto reagiert IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler auf Äußerungen
von Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Wie die WAZ heute berichtet, hat der Metallarbeitgeber-Chef gesagt, ungelernte Flüchtlinge zum Einstiegstarif von 14,50 Euro zu beschäftigen, werde schwierig.

Das schreibt Knut Giesler: "Flüchtlinge sind nicht der billige Jakob für die deutsche Wirtschaft. Wenn Herr Kirchhoff über niedrigere Einstiegslöhne für Flüchtlinge diskutiert, sollte er wissen, dass das nicht der Integration der Flüchtlinge dient, sondern Belegschaften und die Gesellschaft spaltet, weil damit  Lohnkonkurrenz geschürt wird.

Unser Entgeltrahmenabkommen, das seit mehr als 10 Jahren gilt, ist eine hervorragende Basis, um Stellenprofile von An- und Ungelernten bis hin zu Hochqualifizierten zu beschreiben. Die von Herrn Kirchhoff angesprochene niedrigste Entgeltgruppe erreicht man zum Beispiel bei Arbeitsaufgaben mit einem Können, das durch ein Anlernen von bis zu einer Woche erworben wird, deren Erfüllung im Einzelnen vorgegeben ist und bei der kaum Kommunikation und Zusammenarbeit erforderlich sind. Eine einfachere Tätigkeit als die beschriebene Tätigkeit gibt es nicht. Darum gibt es da auch nichts nach unten zu regeln.

Für die IG Metall gilt: Integrieren durch qualifizieren. Darum begrüßen wir den Hinweis von Herrn Kirchhoff auf den Tarifvertrag zur Förderung von Ausbildungsfähigkeit (TV FAF). Der TV FAF fördert Jugendliche, die sonst kaum Chancen auf einen Ausbildungsplatz hätten. Betriebe haben die Möglichkeit, junge Menschen gezielt für die spätere Ausbildung zu qualifizieren – gemeinsam mit der Berufsschule und über die Arbeit im Betrieb. Statt über niedrigere Einstiegslöhne zu diskutieren, wäre es wünschenswert, wenn sich möglichst viele Ausbildungsbetriebe der Metall- und Elektroindustrie in NRW an diesen Fördermaßnahmen beteiligen. Dazu gehören zum Beispiel die Integration in die Belegschaft des Betriebes, die Einbeziehung in den betrieblichen Arbeitsprozess oder der Abbau schulischer Defizite.

Die IG Metall NRW eröffnet heute Abend im IG Metall Bildungszentrum Sprockhövel eine Ausstellung von Pro Asyl mit dem Titel 'Asyl ist Menschenrecht'. In diesem Zusammenhang wirbt die IG Metall dafür, jungen Flüchtlingen zusätzliche Ausbildungs- und Praktikumsplätze in den Unternehmen anzubieten. Der Weg, den zum Beispiel ThyssenKrupp gegangen ist, in den nächsten zwei Jahren rund 150 Ausbildungsplätze und rund 230 Praktikumsplätze für Flüchtlinge zu schaffen, ist besser als eine Diskussion über niedrigere Einstiegsgehälter."

Artikel

Mike Schürg
IG Metall-Bezirksleitung NRW
Roßstr. 94, 40476 Düsseldorf
Telefon: (0211) 45484-162
Mobil:     0170 – 33 33 731
E-Mail:   Mike.Schuerg(at)igmetall(dot)de
Internet:  www.igmetall-nrw.de

Tags