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30/01/2012

"Verantwortung trägt Thyssen-Krupp"

1200 Beschäftigte der Thyssen-Krupp-Edelstahlsparte haben heute in Essen für die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze demonstriert - auch bei einem Verkauf an das finnische Unternehmen Outokumpu. Sie kamen aus Krefeld und Bochum, Dillenberg in Hessen, aus Duisburg und Düsseldorf. Die Stimmung in den Betrieben ist explosiv, berichten Metaller.

„Wir lassen uns nicht verscherbeln“, rief der Essener IG Metall-Bevollmächtigte Bruno Neumann den Demonstranten von der Ladefläche eines Lasters zu. IG Metall-Vorstandsmitglied Bertin Eichler dankte den Beschäftigten für ihr Kommen: „Das stärkt uns“, sagte Eichler, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssen-Krupp ist.

Den Verhandlungsstand umriss er mit zwei Wörtern: „Keine Ergebnisse.“ Im Atlantic-Hotel neben der Gruga-Halle wird seit dem Morgen weiterverhandelt. Eichler wiederholte, was er bereits auf der Kundgebung am Freitag in Bochum gesagt hat: Die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat werde in der Sitzung am morgigen Dienstag, 17 Uhr, dem Verkauf der Edelstahlsparte Inoxum an Outokumpu nur zustimmen, wenn belastbare Verträge zustande kommen, die Beschäftigung und Standorte sichern.

Die Verhandlungen seien „sehr schwierig und kritisch“, sagte Eichler. „Wir werden uns die Verantwortung für ein Scheitern nicht in die Schuhe schieben lassen.“ Die Verantwortung trügen Thyssen-Krupp und Outukumpu. Sollten die Verhandlungen scheitern, werde die Auseinandersetzung mit der Aufsichtsratssitzung nicht enden, „sie wird erst beginnen“. An die Manager gerichtet, sagte Eichler: „Nutzen Sie diese Zeit, sonst wird’s bitter ernst.“ Den Beschäftigten bescheinigte Eichler: „Ihr habt jahrelang gute Arbeit geleistet. Ihr verdient, mit Respekt behandelt zu werden!“

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Nirosta, Bernd Kalwa, rief: „Wir bleiben so lange auf der Straße, bis wir Verträge haben – Sicherheit für uns und unsere Familien, für Investitionen und den Erhalt der Flüssigphasen in Krefeld und Bochum.“ Die Manager fragte er: „Wieso glaubt ihr, uns den Stuhl unterm Arsch wegziehen zu können?“ Und er warnte sie: „Bewegt euch, sonst bewegen wir uns!“

Der Metaller Theo Steegmann von Nirosta Krefeld verlas einen Offenen Brief leitender Angestellte von Nirosta an Vorstand und Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp. Darin heißt es, die Bandgießtechnologie biete „ein hervorragendes Marktpotenzial“. Es gebe mehr als 2500 Patente. Die weitere Entwicklung dieser Technologie aber „geht nur mit Flüssigphasen – in Bochum und Krefeld“. Bei der Stilllegung des Stahlwerks Krefeld sei die Bandgießtechnologie „tot“. Und Deutschland drohe die Technologieführerschaft im Edelstahlbereich zu verlieren. Die leitenden Angestellten und technischen Experten appellieren: „Erhalten Sie die Nirosta!“

Bernd Börgers von der IG Metall Krefeld schenkte den Verhandlern auf Arbeitnehmerseite Red Bull („verleiht Flügel“), Snickers („wenn’s länger dauert“) und Mars („bringt verbrauchte Energie sofort zurück“).

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