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25/03/2017

"Europa ohne Hass - das wäre krass"

Hunderte blaue Luftballons mit gelbem Sternenkranz stiegen heute, am 25. März, um 13:30 Uhr auf dem Düsseldorf Burgplatz in den Himmel.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Nordrhein-Westfalen, der „Düsseldorfer Appell“, ein Bündnis gegen Fremdenfeindlichkeit, und die Düsseldorfer Initiative „We are Europe“ haben zum „March for Europe“ in die Landeshauptstadt eingeladen. Annähernd 1500 Menschen sind gekommen, der Platz ist gut zur Hälfte gefüllt. Die Sonne scheint, am Himmel ein paar Federwolken – bestes Frühlingswetter. 

„March for Europe“ – aber alle stehen! „‘March‘ heißt auch ‚Demonstration‘, ‚für etwas stehen‘ und ‚Flagge zeigen‘“, erklärt Nihat Öztürk, der IG Metall-Bevollmächtigte von Düsseldorf-Neuss (Foto 3). Die Veranstalter wollen heute die unsichtbaren Freunde Europas sichtbar machen, ihnen ein Forum bieten.

Die IG Metall-Jugend hält ein Transparent hoch mit der Aufschrift „Europa ohne Menschenhass, das wäre krass!“ Daneben stehen Vertrauensleute vom Stahlrohrhersteller Vallourec; sie werben „für ein weltoffenes und solidarisches Europa“, der IG Metall-Angestelltenausschuss "Für ein Europa ohne Grenzen..."

Vor 60 Jahren, am 25. März 1957, haben sechs Länder – Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande – in Rom die Römischen Verträge unterzeichnet; sie begründeten die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und das Europäische Parlament. Daran wollen die Organisatoren der Kundgebung erinnern, unter dem Motto „Ja zu Europa – Nein zum Nationalismus“. Nihat Öztürk: „Das Projekt Europa lassen wir uns vom Nationalismus nicht kaputt machen.“

Wen er meint, das zeigen zwei Karnevalswagen aus dem diesjährigen Rosenmontagszug, die rechts und links der Bühne stehen: Der eine zeigt die Rechtspopulisten Geert Wilders, Marine Le Pen, Donald Trump und – den erblondeten Adolf Hitler („Blond ist das neue Braun“), der andere die Raupen Putin, Erdogan, Orban, Kaczynski und Trump, die das grüne Blatt „Demokratie“ anfressen. Wagenbauer Jacques Tilly nennt den Nationalismus „eine Gehirnkrankheit“, sie sei „nicht heilbar, wie Krebs“. 

Aus Berlin ist der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann angereist (Foto 8). Die Geburtsstunde der Europäischen Union sei „ein Grund zum Feiern“, ruft er. Und genau das geschehe zur Stunde in elf Ländern und mehr als 60 Städten. Bei aller Kritik an Europa: Man dürfe „stolz sein auf das vereinte Europa“. Hoffmann kennt sich in Europa aus, er war von 2003 bis 2009 stellvertretender Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB).

„Es geht den Menschen in Deutschland gut mit Europa“, ruft Hoffmann, „aber auf Dauer nur dann, wenn es den Menschen in den europäischen Nachbarländern nicht schlecht geht.“

Als um 13:30 Uhr die Luftballons in den Himmel steigen, ertönt die Europahymne deren Melodie aus Beethovens 9. Sinfonie stammt. Die Hymne ist rein instrumental, aber fast alle auf dem Platz kennen die erste Zeile aus Schillers Ode an die Freude – und singen mit: „Freude, schöner Götterfunken…“

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