Über Nichts kann man nicht verhandeln
Die zweite Verhandlung in der Tarifrunde für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie wurde nach 34 Minuten von Seiten der IG Metall beendet. Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer: „Die Arbeitgeber sahen sich heute nicht in der Lage, ein Angebot zu unterbreiten, sondern wiederholten ihr Jammertal. Deshalb macht es auch keinen Sinn zu verhandeln. Über Nichts kann man nicht verhandeln. Die Politik ist ihrer Verantwortung nachgekommen, die Arbeitgeber sind nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen,“ so Giesler.
Der Gewerkschafter sagte, dass beide Seiten sich bereits in der ersten Verhandlung mit den Argumenten der IG Metall für ihre Forderung auseinandergesetzt hätten und sich an der wirtschaftlichen Situation in den Betrieben nichts geändert habe. Er verwies dazu auf eine Betriebsrätebefragung, die die IG Metall NRW zu Beginn dieser Woche gestartet habe. Demnach zeigen die ersten Antworten aus 748 Betrieben, dass die Auftragseingänge im letzten Monat in 69 Prozent der Betriebe sehr gut oder gut waren, der Auftragsbestand in 74 Prozent der Betriebe sehr gut oder gut ist und die Kapazitätsauslastung in 69 Prozent der Betriebe sehr gut oder gut ist. Zudem zeige die Befragung, dass die gestiegenen Kosten in 6 Prozent der Betriebe vollständig und in 70 Prozent der Betriebe teilweise an die Kunden weitergegeben werden könnten. Die IG Metall leugne nicht, dass es Betriebe gebe, die in einer schwierigen Situation stecken. So zeige die Befragung, dass in 13 Prozent der Betriebe Liquiditätsengpässe bestünden oder in den nächsten 6 Wochen erwartet würden.
Giesler: „Die Zahl der Menschen, die Existenzsorgen haben, ist jedoch viel größer als die Zahl der Unternehmen, die sich um ihre Zukunft sorgen. In den allermeisten Betrieben läuft es noch sehr gut. Zudem können viele Unternehmen die höheren Kosten weitergeben. Das können die Beschäftigten nicht. Darum sind die 8 Prozent richtig. Wir müssen uns als Sozialpartner um die Existenzsorgen der Menschen kümmern. Im Übrigen: Wir sagen den Beschäftigten auch, dass Tarifpolitik nicht alleine eine vom Krieg getriebene Inflation ausgleichen kann. Dazu braucht es auch die Unterstützung aus der Politik. Das gleiche gilt doch auch für Betriebe. Tarifpolitik kann nicht für die Betriebe die gestiegenen Energiekosten ausgleichen.“
Vor diesem Hintergrund sei es bedauerlich, dass es in den ersten beiden Verhandlungen kein Angebot der Arbeitgeber gegeben habe. Giesler: „Wer am Verhandlungstisch zum Ergebnis kommen will, muss auch ein Angebot auf diesen Tisch legen. Zwei Chancen dafür wurden nun schon vergeben. Mir fehlt die Fantasie, wie wir bei nur noch einer verbleibenden Verhandlung bis zum Ende der Friedenspflicht zu einem Ergebnis kommen können. Die Verantwortung für eine weitere Eskalation liegt bei den Arbeitgebern. Es braucht also wohl mal wieder den Druck vorm Werkstor. Darauf sind wir bestens vorbereitet.“
Die dritte Runde der Tarifverhandlungen findet am 28. Oktober statt. Der Tarifvertrag läuft bis zum 30. September 2022. Ab dem 29. Oktober sind Warnstreiks möglich.