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06/04/2011

Akzeptanz der Industriearbeit erhöhen

Der IG Metall-Bezirksleiter von NRW, Oliver Burkhard, hat die Politik aufgefordert, mehr für die Sicherung der industriellen Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen zu tun. Auf einer Konferenz der IG Metall Düsseldorf-Neuss sagte er, notwendig seien "ordentliche Wettbewerbsbedingungen" und eine steigende "Akzeptanz industrieller Großprojekte". In diesem Sinne äußerte sich auch der Staatssekretär im Landeswirtschaftsministerium, Günther Horzetzky.

Die Industrie sei "das Herz von NRW", sagte Burkhard, mit Dienstleistungen allein werde das Land nicht überleben. Das müsse die Politik den Menschen klar sagen. Und mehr Anreizstrukturen für die industrielle Produktion schaffen. "Wir brauche jetzt starke Signale aus der Politik". Er habe manchmal den Eindruck, dass die Politik beim Thema Zukunft der Industriearbeit nach dem Motto verfahre, "viele Appelle, viele Dialoge und viel Wortgetöse bringen auch viele Jobs".

In Anspielung auf die sogenannte Route der Industriekultur in NRW sagte Burkhard: "Ich möchte lieber Orte besuchen, wo Menschen arbeiten und nicht, wo sie gearbeitet haben".

"Freundlicher über NRW reden"

Auch die Landesregierung hat registriert, dass in der Bevölkerung das Misstrauen gegen die Industrie wächst und der Widerstand gegen sie zunimmt. Sie will deshalb "aus Betroffenen Beteiligte machen", sagte Günther Horzetzky, Staatssekretär im Düsseldorfer Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr.

Horzetzky äußerte sich begeistert über die Potenziale des Landes. NRW sei "ein großartiger Standort". Allein die Wirtschaftsregion Düsseldorf-Neuss zähle zu den Top Ten in Europa. Er appellierte an die rund 100 Teilnehmer der Konferenz in der Turbinenhalle der Stadtwerke Düsseldorf, "freundlicher über NRW zu reden".

"Industriearbeit ist saubere Arbeit"

Das dazu notwendige Selbstbewusstsein demonstrierte der Sprecher der IG Metall-Vertrauensleute im Sprinterwerk von Daimler, Bernd Kost: "Wir können was", sagte er. Auch Kost macht sich Sorgen um die Akzeptanz der Industriearbeit. Der Bevölkerung müsse vermittelt werden, "dass Industriearbeit saubere Arbeit ist - auch wenn die Hände schmutzig sind". Der Jugendvertreter von Siemens, Christian Mansfeld, schlug vor, die Industrieunternehmen sollten an den Schulen mehr Präsenz zeigen, damit die Schulabgänger "nicht abwandern".

Nihat Öztürk, der IG Metall-Bevollmächtigte von Düsseldorf-Neuss, beklagte die tendenzielle Deindustrialisierung der Region. 50.000 Arbeitsplätze seien in den vergangenen 30 Jahren verloren gegangen - durch Schließung oder Verlagerung von Produktionsstandorten. Politik und Verwaltung hätten in der Vergangenheit "sehr einseitig auf Dienstleistungen gesetzt". Dass in Düsseldorf-Neuss, dem zweitgrößten Industriestandort Nordrhein-Westfalens, zahlreiche Weltmarktführer beheimatet sind, sei in Vergessenheit geraten. Öztürk forderte mehr Industrie- und Gewerbeflächen, eine bessere Verzahnung der Forschung in Betrieben und Hochschulen sowie "eine industriefreundliche Stadtplanung".

Stolz auf den Industriestandort

Wie wichtig die Industrie für Düsseldorf ist, machte Bürgermeisterin Gudrun Hock (SPD) klar: Dank ihrer hohen Gewerbesteuer-Einnahmen sei die Stadt nicht nur schuldenfrei, sondern reich. "Wir sind ein Industrie-Standort", sagte Hock, "und stolz darauf!"

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