Metall & Elektro
08/02/2012

Mit Schneeaktion in heiße Phase gestartet

Aus 30 Kubikmetern Schnee formten junge und alte IG Metall-Mitglieder heute auf dem Rathausplatz in Lippstadt ein Wort: "Übernahme!" Es steht für die Tariforderung nach unbefristeter Übernahme aller Azubis. Nach der Schneeaktion begann die Tarifkonferenz der IG Metall NRW.

Es war die dritte ihrer Art, zuvor hatten bereits in Bochum und Köln Regionalkonferenzen zur Metalltarifrunde stattgefunden. Heute, im Bürgerhaus von Anröchte, einem Nachbarort von Lippstadt, sagte IG Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard vor rund 400 Beschäftigten, Betriebsräten und Gewerkschaftssekretären: "Wir haben eine echte Chance, die Tarifrunde 2012 zu einem Erfolgsprojekt zu machen." Die Unternehmen hätten glänzend verdient und 2011 eine Nettoumsatzrendite von 4,2 Prozent erwirtschaftet - die zweitbeste seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990. Auch wenn Tarifforderungen sich stets auf die Zukunft beziehen: Es sei "ein Gebot der Fairness", die Beschäftigten jetzt am Erfolg des vergangenen Jahres teilhaben zu lassen, sagte Burkhard vor den IG Metall-Mitgliedern aus zwölf IG Metall-Verwaltungsstellen - aus Arnsberg, Bielefeld, Detmold, Gütersloh, Hamm, Herford, Lippstadt, Minden, Oelde-Ahlen, Olsberg, Paderborn und Unna.

Für viele Firmen in Lippstadt und Umgebung sei das vergangene Geschäftsjahr das beste ihrer Geschichte gewesen, sagte der Lippstädter IG Metall-Bevollmächtigte Alfons Eilers. "Wir wollen auch am Gewinn aus 2011 beteiligt werden." Zumal 2012 "eine sehr stabile wirtschaftliche Entwicklung" zu erwarten sei.

Tarifforderung ist finanzierbar

Gestern hat der IG Metall-Vorstand in Frankfurt eine Entgeltforderung von bis zu 6,5 Prozent empfohlen. Selbst die hundertprozentige Erfüllung dieser Forderung brächte die Unternehmen "nicht ins Schwanken", sagte Oliver Burkhard, denn die Lohnkosten machten nur 15,5 Prozent des Umsatzes der Metallindustrie aus. Die IG Metall-Tarifkommission für die Metallindustrie NRW wird ihre Entgeltforderung am 23. Februar beschließen.

Über zwei Forderungen verhandelt die IG Metall bereits mit den Metallarbeitgebern: über die Forderung nach unbefristeter Übernahme der Ausgebildeten und über die Forderung nach mehr Mitbestimmung bei der Einstellung von Leiharbeitern. Das Betriebsverfassungsgesetz von 1972 tauge für den Fall nicht, dass Stammarbeitsplätze durch Leiharbeit verdrängt werden, sagte Oliver Burkhard. "Wenn Ausgebildete vom Hof gejagd werden, um Leiharbeiter einzustellen, dann muss ein Betriebsrat nein sagen können." 

Über mehr Geld - einen Branchenzuschlag für Leiharbeiter - verhandelt die IG Metall ab dem 22. Februar mit den Branchenverbänden der Zeitarbeit. Burkhard wies in Anröchte darauf hin, dass jeder zwölfte Leiharbeiter Hartz 4 bezieht, weil er von seinem Lohn nicht leben kann.

Der Betriebsratsvorsitzende von Benteler in Warburg, Rainer Backhaus, sieht die IG Metall bestens aufgestellt: "Unsere Tarifforderungen decken die gesamte Belegschaft ab - Stammbeschäftigte, Auszubildende und Leiharbeiter." Es müsse "mit dem Teufel zugehen", wenn bei einem Warnstreik "noch einer in der Bude bleibt".

"Jedem soll es so gut gehen wie mir"

Sergej Schmidt, 21, Industriemechaniker beim Wälzlagerhersteller Rothe Erde in Lippstadt, hat sich heute einen Tag Urlaub genommen. Um auf dem Rathausplatz Schnee zu schippen, sich für die Übernahme-Forderung stark zu machen und an der Tarifkonferenz teilzunehmen. "Ich will, dass es jedem Jugendlichen so gut geht wie mir." Schmidt ist nach der Ausbildung sofort übernommen worden - und will jetzt seinen Meister machen. Bei Rothe Erde sind 97 Prozent der Beschäftigten Mitglied der IG Metall.

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