Metall & Elektro
17/04/2013

Live-Schaltung zur spanischen Schwestergewerkschaft

Das gab’s noch nie auf einer Tarifkonferenz der IG Metall NRW: eine Live-Schaltung zur spanischen Schwestergewerkschaft MCA. Das Vorstandsmitglied der MCA Andalusiens, Mayte Márquez Gallego, wünschte den deutschen Metallern „viel Erfolg“. Der käme „auch uns zugute“.

Der große Saal im „Reethus“, mitten in der Flora Westfalica von Rheda-Wiedenbrück, ist fast bis auf den letzten Platz besetzt: 380 Metallerinnen und Metaller aus elf IG Metall-Verwaltungsstellen sind angereist – aus Arnsberg, Bielefeld, Detmold, Gütersloh-Oelde, Hamm-Lippstadt, Herford, Minden, Münster, Olsberg, Paderborn und Rheine. Es ist die zweite Regionalkonferenz zur Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Die erste fand am 10. April in Hattingen statt.

IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler sagt: „Es gibt viele gute Gründe für unsere Forderung nach 5,5 Prozent mehr Geld.“ Ein Grund sei der desaströse Zustand der südeuropäischen Volkswirtschaften. „Wir müssen Deutschland zur Konjunkturlokomotive in Europa machen. Dazu werden wir mit unserer Tarifrunde beitragen.“

Wie notwendig das ist, schildert die spanische Gewerkschafterin live aus Sevilla: Die Sparpolitik ihrer konservativen Regierung habe dem Land eine Arbeitslosenquote von 25 Prozent beschert, berichtet sie. Ihr Gesicht erscheint auf der großen Leinwand vorn über der Bühne, übersetzt wird ihre Rede von Angélica Jiménez Romo von der IG Metall-Vorstandsverwaltung in Frankfurt.

Ein Signal setzen gegen die Sparwut der EU

Pacco Casado Perez, Betriebsrat bei Hella in Lippstadt, erinnert daran, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Spar-Diktate der EU verantwortlich gemacht wird – und deshalb das Image der Deutschen in Südeuropa so negativ ist. Dem solle die IG Metall mit ihrer Tarifpolitik entgegenwirken; denn Merkel sei nicht Deutschland, „Deutschland sind wir!“ Perez‘ Betriebsratskollegin Irina Vavitsa, eine gebürtige Griechin, spricht über die „Tragödie“ ihres Heimatlandes: „Die Menschen werden gezwungen, für Hungerlöhne zu arbeiten.“ Würde die IG Metall dagegenhalten und einen ordentlichen Tarifabschluss durchsetzen, gäbe das ihren Landleuten „Mut und Kraft“. Der Pressesprecher der IG Metall NRW, Wolfgang Nettelstroth, empfiehlt allen Vertrauensleute, ausländische Kollegen zu ihren Treffen einzuladen und sich die wirtschaftspolitische Situation in Spanien und Portugal, Italien und Griechenland erklären zu lassen.

Bezirksleiter Giesler warnt davor, zu glauben, diese Metalltarifrunde gehe „mal eben so“ über die Bühne. Die Arbeitgeber seien auf Krawall gebürstet. Die IG Metall werde deshalb für Anfang Mai zu Warnstreiks aufrufen, falls die Arbeitgeber in der zweiten Verhandlung am 22. April erwartungsgemäß kein akzeptables Angebot machten. Der Schlüssel zum Erfolg dieser Tarifrunde seien mehr Mitglieder: „Denn nur gut organisierte Belegschaften haben gute Tarifverträge, schlecht organisierte haben andere.“

Tags Metall & Elektro