Metall & Elektro
19/02/2014

Konsequenzen aus Beschäftigtenbefragung ziehen

Die erste Tarifverhandlung in der Metall- und Elektroindustrie von NRW findet wahrscheinlich Mitte Dezember statt, in zehn Monaten. Trotzdem eröffnete die IG Metall NRW bereits heute die Diskussion über sogenannte qualitative Forderungen wie bessere Aus- und Weiterbildung, mehr Zeitsouveränität und flexible Übergänge in die Rente.

Ausgangsbasis dieser Diskussion ist die Beschäftigtenbefragung der IG Metall, an der sich im Herbst 2013 eine halbe Million Mitglieder und Nichtmitglieder beteiligt haben. Ziel der Diskussion ist eine Antwort auf diese Frage: Welche tarifpolitischen Konsequenzen zieht die IG Metall aus den Ergebnissen ihrer Befragung? Eröffnet wurde die Diskussion heute im IG Metall-Bildungszentrum Sprockhövel von der Tarifkommission für die Metall- und Elektroindustrie.

Fast alle Teilnehmer der Beschäftigtenbefragung halten dreierlei für „wichtig“ und „sehr wichtig“, berichtete Tarifsekretär Richard Rohnert: einen unbefristeten Arbeitsvertrag, ein ausreichendes Einkommen und planbare Arbeitszeiten.

Mehrheitlich stimmen Frauen und Männer der Aussage zu: „Es wäre gut, vorübergehend die Arbeitszeit absenken zu können, um z.B. mehr Zeit für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige zu haben.“

Arbeitszeit im Alter absenken

Um bis zur Rente gesund und leistungsfähig zu bleiben, halten 91 der Befragten berufliche Weiterentwicklung im Betrieb für „wichtig“ und „sehr wichtig“. Zudem sollten die Arbeitsplätze ergonomisch gestaltet werden, sprich so, dass auch langfristig keine Gesundheitsschäden zu befürchten sind. Arbeitsmenge und Arbeitstempo sollte man selbst einteilen und die Arbeitszeit im Alter absenken können.

„Nein, wahrscheinlich nicht.“ Diese Antwort geben 46 Prozent der Beschäftigten auf die Frage „Können Sie Ihre Arbeit bei gleichbleibenden Anforderungen bis zum gesetzlichen Rentenalter von über 65 Jahren ausüben?“

Sehr groß ist das Interesse an einem früheren Ausscheiden aus dem Erwerbsleben. Den Tarifvertrag zur Altersteilzeit würden 55 Prozent der Beschäftigten gerne nutzen. Obwohl 42 Prozent der Meinung sind, dass ihre gesetzliche Rente nicht ausreichen wird, um davon gut leben zu können.

Die IG Metall muss nicht in jedem Fall das Rad neu erfinden. So gibt es längst drei Tarifverträge zum Thema Aus- und Weiterbildung: den Tarifvertrag zur Förderung von Ausbildungsfähigkeit (TV FAF), den Tarifvertrag Zukunft in Bildung (TV ZiB) und den Tarifvertrag Qualifizierung (TV Q). Welche Chancen sie bieten, darüber wurde in zwei Arbeitsgruppen diskutiert. Zwei weitere Gruppen beschäftigten sich mit den Themen Arbeitszeitkonten sowie Altersteilzeit und flexibler Übergang in Rente.

Die IG Metall NRW plant mehrere regionale Treffen, um über mögliche qualitative Tarifforderungen zu diskutieren. Im April steht eine tarifpolitische Konferenz der IG Metall NRW an, im Mai eine des IG Metall-Vorstands, an der Metaller aus ganz Deutschland teilnehmen. Die Vielfalt der Themen müsse „gebündelt und zugespitzt werden“, sagte Tarifexperte Rohnert. Am 8. Juli will der Vorstand seine Empfehlung zu den qualitativen Forderungen in der Tarifrunde 2015 beschließen. Als letzten Termin nannte Rohnert den 28. Januar 2015: „An dem Tag endet die Friedenspflicht.“

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